Gründerinnen und Gründer sind mutig, innovativ, ehrgeizig und fleißig. Doch reicht das, um es auf die Liste der weltweit erfolgreichsten Unternehmer zu schaffen? 

Was haben die Gründer von Pinterest, Auto1, Spotify, Airbnb und Delivey Hero gemeinsam? Sie alle gehören zu den erfolgreichsten Unternehmern der Welt und haben es geschafft ihr Start-up auf die Liste derjenigen Firmen zu bringen, die vor einem Börsengang oder einem Exit mit mehr als eine Milliarde US-Dollar bewertet werden. Weltweit gibt es nur rund 200 solcher „Unicorns“, die meisten kommen aus den USA und aus China.

Was die berühmten Gründer sonst noch eint, haben jetzt Prof. Dr. Julian Kawohl von der HTW Berlin und Sascha Grumbach, Geschäftsführer der Beratungsagentur Argo Brainworks, in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. analysiert.

Eine substanzielle Ausbildung und Erfahrung sind elementar

Das Ergebnis zeigt: Die Vorstellung des genialen Erfinders, der für die Gründung sein Studium abbricht, um dann gleich mit seiner ersten Idee Weltruhm zu erlangen ist nur ein Mythos. „Vielmehr zählen eine substanzielle Ausbildung und vor allem Erfahrung zu den Grundvoraussetzungen eines Unicorn-Gründers. Sowohl Investoren als auch die zahlreichen etablierten Unternehmen, die derzeit in Acceleratoren und Inkubatoren versuchen, potenzialträchtige Start-ups hochziehen, sollten auf diese Faktoren bei der Auswahl der Gründer achten“, sagt Julian Kawohl. So verfügen mehr als 95% der Unicorn-Gründer über mindestens einen Hochschulabschluss. Unicorns, deren Gründer einen Master of Science aufweisen, haben mit durchschnittlich ca. 29 Milliarden US-Dollar den höchsten Unternehmenswert. Interessant: 80% der Unicorn-Gründer waren nach dem Studium zunächst Angestellte in Unternehmen und haben sich erst danach selbstständig gemacht.

Seriengründer werben am meisten Kapital ein

„Unsere Erhebung zeigt, dass ein Hochschulabschluss positiven Einfluss auf den Gründungserfolg haben kann. Allerdings spielen die Berufserfahrung und auch bisherige Gründungserfahrung eine noch größere Rolle. Durch die gesammelte Erfahrung werden Gründer sicherer, können bessere Entscheidungen treffen und mit ihren Mitarbeitern, Kunden und Partnern besser umgehen und so den Erfolg des eigenen Unternehmens wahrscheinlicher werden lassen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man während einer Gründung viele Höhen und Tiefen erlebt. Vor allem die Fähigkeit aus den schweren Zeiten zu lernen und draus gestärkt hervorzugehen ist wonach wir in Gründern suchen. Wenn das ganze Team zusammen bleibt, ist die gesammelte Erfahrung noch wertvoller“, fasst Co-Autor Sascha Grumbach zusammen. Gerade für das erfolgreiche Einwerben von Kapital spiele der Faktor Erfahrung eine größere Rolle als der Grad der akademischen Bildung. Bei mehr als der Hälfte der Gründer ist das Unicorn nicht der erste Schritt auf dem Start-up-Markt. Am meisten Kapital konnten jene Gründer einsammeln, die zuvor in vier Gründungen involviert waren. Seriengründer werden zudem im Schnitt am höchsten bewertet.

Angesichts der Untersuchungsergebnisse fordert Florian Nöll, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Startups e.V. in Deutschland endlich eine Kultur der zweiten Chance zu etablieren: „Die Untersuchung stützt unsere These das Scheitern zu einem Unternehmerleben dazugehört.“