Das Telemedizin-Start-up spricht mit Themen wie Haarausfall und Erektionsstörungen männliche Patienten an. Ein Jahr nach dem Start gibt es eine Finanzspritze von Investoren.
Haarausfall, Erektionsstörungen, Akne – Themen wie diese finden nur selten ihren Weg an die Öffentlichkeit. Gerade, wenn sie Männer betreffen. Zu groß ist das Schamgefühl der Betroffenen. Viele verzichten lieber auf eine Behandlung, als sich mit ihrem Problem an einen Arzt zu wenden. „Dabei ist die Zahl der Patienten sehr groß“, sagen Nico Hribernik und Manuel Nothelfer. „Rund fünf Millionen Männer in Deutschland haben Erektionsstörungen. Genetisch bedingter Haarausfall tritt sogar bei 80 Prozent aller deutschen Männer auf.“
Hribernik und Nothelfer sind Gründer des Münchener Start-ups Direct Health Services, das mit Spring eine Plattform anbietet, die dieses Problem lösen will. Spring vermittelt Betroffenen Kontakte zu Ärzten aus der EU , die mittels eines vom Patienten auszufüllenden Fragebogens den Fall bewerten und die notwendige Behandlung festlegen. Anschließend erhalten die Patienten auf digitalem Weg Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente, die über Online-Apotheken nach Hause geliefert werden. „Je nach Indikation beinhaltet der Fragebogen auch Bilder-Uploads. Jeder Fall wird einzeln durch unsere Kooperationsärzte geprüft und nur bei einhundertprozentigem Ausschluss von Risiken zur jeweiligen Behandlung vom Arzt zugelassen. Sobald dies nicht gegeben ist, nimmt der Arzt direkt Kontakt mit dem Patienten auf“, betonen die Gründer.
Für dieses Konzept erhielt Spring jetzt zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres finanzielle Unterstützung. Erst im Mai 2019 hatten die Gründer im Rahmen einer Seed-Investmentrunde eine nicht näher bezifferte Millionensumme eingesammelt. Hauptinvestor war damals HV Holtzbrinck Ventures, die auch bei der aktuellen Runde an Bord sind. Zudem haben weitere Bestandsinvestoren wie die FlixBus Gründer sowie Reinold Geiger, Eigentümer des Kosmetikkonzerns l’Occitane en Provence, ihre Beteiligungen ausgebaut. Neu dabei ist die HGDF Familienholding aus Flensburg.
Sieben Millionen Euro Investorengelder
Gegenüber WirtschaftsWoche Gründer bestätigten Nico Hribernik und Manuel Nothelfer, dass sieben Millionen Euro investiert wurden. Das Geld solle in die Erweiterung der bestehenden Angebotspalette fließen: „Dazu planen wir gerade Neu-Launches auf Themen wie Heimtests, Mental Health sowie medizinische Hautpflege. Im Kern von allem steht, dass für unsere User eine ganzheitliche medizinische Behandlung personalisiert auf Basis ihrer Gesundheitsdaten ermöglicht wird.“
Die noch im vergangenen Jahr angekündigte Expansion stehe aber vorerst nicht an, der deutsche Markt biete zurzeit ausreichend großes Kundenpotenzial. Im Ausland ist die Konkurrenz bereits sehr aktiv, vor allem in den USA und in Großbritannien gibt es mit Hims, Roman und Numan bereits eine Reihe ähnlicher Anbieter. Eigenen Angaben zufolge verzeichnete Spring in weniger als zwölf Monaten einen Umsatz in mehrfacher Millionenhöhe und konnte bis dato mehr als 40.000 telemedizinische Behandlungen durchführen. Geld verdient das Start-up über die Vermittlung der Patienten an Ärzte und Apotheker sowie über den Verkauf von rezeptfreien Produkten.