Das Pforzheimer Start-up verkauft zwar auch CBD-Produkte unter eigenem Markennamen, sieht seine Zukunft aber vor allem im B2B-Geschäft.
Entspannend, entzündungshemmend, angstlösend: Dem in der Hanfpflanze enthaltenen Wirkstoff Cannabidiol (CBD) werden viele positive Wirkungen zugeschrieben – und rezeptfreie CBD-Produkte wie Öle, Cremes oder Mundsprays erobern zunehmend den Handel. Am Boom teilhaben will nun auch ein in Pforzheim ansässiges Start-up. Die Besonderheit: Signature Products positioniert sich als Dienstleister, der für andere Marken die Hanf-Beschaffung, die CBD-Extraktion und die Abfüllung übernimmt.
„Im Handel findet man viele Produkte von schlechter Qualität“, sagt Florian Pichlmaier, der Signature Products 2019 zusammen mit Tobias Bühler gegründet hat. „Weil wir den ganzen Prozess kontrollieren, können wir hohe Standards garantieren.“ Das Start-up wirbt mit einer Produktion ausschließlich in Deutschland: Das Hanf bezieht es von Bauern in Süddeutschland, die Extraktion findet in Bayern statt, die Abfüllung in Stuttgart. Unter den B2B-Kunden sind laut Pichlmaier mehrere bekannte Cannabis-Marken. Auch kleinere Newcomer nähmen die Dienstleistungen in Anspruch.
Aufwendige Extraktion
Selbst erstmals mit CBD-Öl in Berührung gekommen war der Wirtschaftsjurist 2017 bei einer USA-Reise. „Ich habe ein paar Tropfen vor dem Rückflug genommen und konnte im Flugzeug wunderbar schlafen“, berichtet er. „Als mir Freunde erzählt haben, dass CBD ihnen sogar bei Neurodermitis und Epilepsie geholfen hat, war ich von der positiven Wirkung vollends überzeugt.“ Anfangs haben er und sein Mitgründer das Öl bei einer anderen Firma herstellen lassen und unter eigener Marke verkauft. Dann gingen sie dazu über, selbst einen Produktionsprozess aufzubauen.
Hexenwerk ist die Produktion nicht – doch außer Know-how erfordert die Gewinnung von CBD aus Hanfpflanzen entsprechende Maschinen. Signature Products setzt auf die in der Branche anerkannte und weit verbreitete Extraktion mittels CO2. Dazu kooperieren die Gründer mit einem darauf spezialisierten Unternehmen, das hohe Produktionskapazitäten für das Start-up bereithält. „Wir können so große Mengen zu einem fairen Preis herstellen“, sagt Pichlmaier. Details zum Kooperationspartner will er mit Verweis auf Vertraulichkeitserklärungen nicht nennen. Er lässt aber durchblicken, das persönliche Kontakte die Kooperation ermöglicht haben.
Marktforschung mit Buddy
Mit „Buddy“ betreibt Signature Products zwar auch weiterhin eine eigene Endkundenmarke. Erhältlich sind über den Onlineshop sowie mehrere Händler verschiedene Öle und Mundsprays. Doch das Geschäft steht nicht im Vordergrund. „Buddy ist neben einer Lifestyle-Marke vor allem auch ein Marktforschungsinstrument“, sagt Pichlmaier. So könnten neue Produkte getestet und Feedback aus erster Hand gesammelt werden. Laufen Neuentwicklungen gut, werden diese anderen Marken als sogenanntes Whitelabel-Produkt angeboten. Die Gründer planen bereits einen Online-Konfigurator, über den Unternehmenskunden eigene Produkte designen können.
Mit dem Fokus auf B2B-Geschäft wollen die Gründer den Wettbewerb zu etablierten Herstellern und gut finanzierten Cannabis-Start-ups vermeiden. Besonders präsent in der Öffentlichkeit ist dank einer großangelegten Werbekampagne derzeit Vaay. Die Anfang des Jahres gestartete Marke gehört zu der von Finn Hänsel gegründeten Sanity Group, die als reiner Importeur von medizinischem Cannabis gestartet war. Anders als die Arzneimittel enthalten die frei verkäuflichen Cannabis-Produkte nur einen geringen Anteil des berauschenden Tetrahydrocannabinol (THC).
Family Office als Gesellschafter eingestiegen
Für Produkte wie Öle, Mundsprays und Cremes planen die Pforzheimer Gründer auch einen Marktplatz, über den Hersteller Endkunden ihre Produkte anbieten können. Zum Portfolio könnten auch Futtermittel für Haustiere oder Nutztiere gehören – laut Pichlmaier eine CBD-Anwendung, die zunehmend erprobt wird. „Schon jetzt werden die Hanf-Überreste aus der Extraktion bei uns nicht verbrannt, sondern Bauern als Mischfutter zur Verfügung gestellt“, sagt er.
Mit ihrem breiten Ansatz haben die Gründer nun ein Family Office aus Hamburg für sich gewonnen. Der Finanzierungsrunde in nicht genannter Höhe hat nach Angaben des aktuell 13-köpfigen Start-ups eine Unternehmensbewertung von fünf Millionen Euro zugrunde gelegen. Durch das Investment sei die Finanzierung der Firma für die nächsten anderthalb Jahre gesichert, sagt Pichlmaier.