Die Berliner bündeln europäische Paketdienste zu einem virtuellen Transportnetzwerk – und wollen nun den internationalen Vertrieb hochfahren.

Eigentlich ist es ein gigantischer Markt: 512 Millionen Menschen wohnen in der EU, viele Gesetze sind inzwischen angeglichen. Doch in der Praxis schöpfen Händler das Potenzial erst selten aus – die meisten Onlineshops bedienen nur Kunden aus einer Handvoll Ländern. Hürden senken will Seven Senders: Das Start-up mit Hauptsitz in Berlin betreibt eine Logistik-Plattform, über die Onlineshops ihre Pakete europaweit versenden können. Dafür arbeitet das Unternehmen nach eigenen Angaben mit über hundert lokalen Paketdiensten („Carriern“) zusammen und kümmert sich um den Transport in die jeweiligen Zielländer.

In Deutschland nutzen bereits Unternehmen wie das Online-Outlet Best Secret, der Möbelshop Westwing und das Musikhaus Thomann den Service. Seven Senders gibt an, auf einen mittleren achtstelligen Jahresumsatz zu kommen. Nach einer Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 6,5 Millionen Euro vor knapp zwei Jahren hat das Start-up nun wieder Wagniskapital bekommen: 16 Millionen Euro investierten Digital+ Partners – ein auf B2B-Unternehmen spezialisierter Wagniskapitalgeber mit Sitz in München – sowie der Bestandsinvestor btov Partners.

Neue Vertriebsbüros geplant

„Nach der Series-A-Runde haben wir stark in Technologie investiert und unser virtuelles Carrier-Netzwerk vergrößert. Nun liegt der Fokus darauf, den Vertrieb auszubauen“, sagte Geschäftsführer Johannes Plehn im Gespräch mit WirtschaftWoche Gründer. Plehn hatte Seven Senders 2015 zusammen mit Thomas Hagemann gegründet. In den kommenden Monaten sollen nun neue Vertriebsbüros im Ausland eröffnet werden. Seit dem vergangenen Jahr ist das Start-up bereits mit einer Niederlassung in Paris vertreten.

Seven Senders betont, bereits jetzt Sendungen in alle europäischen Länder versenden zu können. Von Logistikriesen wie UPS, FedEx oder TNT will sich das Start-up nicht nur durch niedrigere Preise abheben: „Unsere Kunden können den für ihre Zwecke optimalen Carrier auf der letzten Meile auswählen“, sagt Plehn. So bieten manche lokalen Paketdienste Abholstationen an, andere punkten beispielsweise mit einem Nachnahme-Service. Den grenzüberschreitenden Transport zu den jeweiligen lokalen Paketdiensten organisiert das Start-up, indem es mit unterschiedlichen Speditionen zusammenarbeitet und Sendungen verschiedener Kunden bündelt.

Wichtig ist Plehn, dass Versender eine umfassende Lösung aus einer Hand erhalten und für sie keine Extra-Arbeit anfällt: Die von Seven Senders beauftragten Speditionen holen die Sendungen vor Ort ab. Ausgelöst wird das über die Schnittstelle, mit der Shopsysteme an Seven Sevenders angebunden sind. Die Händler können zudem ihre Kunden per E-Mail, SMS oder Messenger automatisch über den Versandstatus informieren. Das Start-up wirbt außerdem mit einer Tracking- und Monitoringsoftware.

90 Mitarbeiter in Berlin und Paris

Geld verdient Seven Senders vor allem mit der Marge zwischen den eingekauften Transportdienstleistungen und den eigenen Versandpreisen. Zudem werden für die Nutzung der Tracking- und Monitoringfunktionen Gebühren fällig. Die Gründer beschäftigen inzwischen 90 Mitarbeiter, darunter auch eigene Disponenten, die die Transporte koordinieren. „Wir kommen mit einem sehr schlanken Ops-Team aus, weil wir vieles automatisieren konnten“, sagt Plehn.

Seven Senders ist nicht das einzige Logsitik-Start-up aus Deutschland, das aktuell auf sich aufmerksam macht. So hatte kürzlich Carrypicker aus Hamburg Fördergelder erhalten – die Hamburger wollen mit ihren Algorithmen Lkws besser auslasten. Als Vermittler zwischen Versendern und Speditionen für sperrige oder große Sendungen dient sich indes Pamyra aus Leipzig an. Blackbox Solutions aus München wiederum konnte Anfang des Jahres mit seinen Tracking-Sensoren Investoren überzeugen. Als digitale Speditionen sind neben anderen die Berliner Start-ups Freighthub und Instafreight unterwegs.