Mit seinem digitalen Krisenmanagement für Cyberattacken und technische Störungen gewinnt das Hagener Start-up einen Investor. Zwei neue Standorte sind geplant.
Notfall in der Produktion, Blitzschlag im Rechenzentrum oder Angriff durch Hacker: Mit digitaler Anleitung im Krisenfall hat Serinus eine Million Euro von Risikokapitalgeber Creathor Ventures eingeworben. Mit dem frischen Kapital will das Start-up aus Hagen zwei Standorte in Berlin und Stuttgart eröffnen, wie Geschäftsführer Benjamin Lieber im Gespräch mit WirtschaftsWoche Gründer erklärte. In sechs bis neun Monaten soll es soweit sein. Geplant sei zudem, das Team von derzeit zwölf Mitarbeitern bis Ende des kommenden Jahres auf etwa 20 aufzustocken, so der Firmengründer. Um seine Software für das Krisenmanagement weiterzuentwickeln, suche das Start-up derzeit wie viele andere Unternehmen nach Verstärkung durch zusätzliche Programmierer.
Serinus spezialisiert sich auf Alarm- und Krisensysteme, etwa für Firmenkunden aus dem produzierenden Gewerbe, aber auch für Rechenzentren-Betriebe oder öffentliche Einrichtungen wie etwa Pflegeheime. Bei einem Notfall, einer technischen Störung im Produktionsablauf oder einem IT-Sicherheitsproblem alarmiert die Software automatisch die zuständigen Mitarbeiter des Kunden sowie Einsatzkräfte und führt durch die Handlungsschritte. Das Start-up stellt seine Lösung nach dem Software-as-a-Service-Modell (SaaS) webbasiert zur Verfügung oder installiert das Programm vor Ort im Rechenzentrum des Kunden. Mit einer Kombination der beiden Wege will die junge Firma für Ausfallsicherheit sorgen, damit das Krisenmanagement-System auch bei einer Unterbrechung der Internetverbindung weiterlaufen kann.
Herantasten an das internationale Geschäft
Bislang erzielt Serinus Umsätze ausschließlich in Deutschland, so Geschäftsführer Lieber. Er wirbt mit bekannten Kunden wie der Deutschen Telekom, Siemens oder dem Deutschen Roten Kreuz. Für den Energieversorger EnBW überwacht das Start-up den Betrieb von Windrädern. In Zukunft soll sich das Geschäft im Ausland verstärken: „Von Stuttgart aus können wir gut die Märkte in der Schweiz und in Österreich bedienen. In Berlin bauen wir einen Standort für Entwicklung und Marketing auf und orientieren uns auch Richtung Osteuropa“, sagte Lieber zu WiWo Gründer.
Mit Creathor Ventures aus Bad Homburg holt sich Serinus erstmals einen Investor an Bord, das Gründerteam hält nun noch 75 Prozent der Firmenanteile. Bisher steckten ausschließlich Eigenmittel in dem 2017 gegründeten Unternehmen. Der Kapitalgeber begründet sein Investment mit einem technischen Vorsprung des Start-ups gegenüber der Konkurrenz: „Dem Gründerteam ist es gelungen, eine Software zu entwickeln, die im Segment des Alarm- und Krisenmanagements im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit und Installationsaufwand neue Maßstäbe setzt“, lässt sich Christian Weniger, Partner bei Creathor Ventures, in einer Pressemitteilung zitieren.
Mit Alarmsystemen als Geschäftsidee wagen sich einige Gründer vor: So stattet zum Beispiel Alarmplane.de aus Geestland bei Bremerhaven Lkws mit diebstahlsicheren Planen aus, die per Funk ein Warnsignal sowie eine Mitteilung per SMS oder E-Mail an die Spedition auslösen. Mit dem Schweizer Versicherer Helvetia konnte das Start-up im vergangenen Jahr einen großen Investor gewinnen.