Männer erklären Frauen die Welt. Vollkommen ungefragt und oft ohne profunde Kenntnisse. Das nervt, findet unsere Kolumnistin Meike Haagmans.
Mittwoch ist Kolumnentag bei WirtschaftsWoche Gründer: In ihrer Kolumne beschäftigt sich Meike Haagmans, Flugbegleiterin und Gründerin, mit dem Thema, wie sich ihre beiden Leidenschaften vereinen lassen und mit anderen Kuriositäten der Start-up-Szene. Wenn sie nicht gerade bei uns schreibt, bloggt Meike Haagmans über ihre Erfahrungen mit ihrem Reiseveranstalter Joventours und gibt auf ihrer Webseite viele Tipps für Nebenbei-Gründer.
Es ist das zweite Date. Und wäre das erste nicht gut gelaufen, säßen wir nicht in einer Bar in der Düsseldorfer Innenstadt und würden Cocktails trinken. Mein Gesprächspartner ist Mitte 30 und angestellt im mittleren Management eines großen deutschen Konzerns. Stolz berichtet er mir, dass er bald ein eigenes Werk im Ausland leiten würde. Auch fände er es ja ganz toll, dass ich meine eigene Firma habe. Aber er würde, wenn es seine Firma wäre, einiges anders machen.
Eigentlich war mein Startup JOVENTOUR nur kurz Gesprächsthema bei unserem ersten Treffen gewesen, aber mein Gegenüber teilte mir nun erfreut mit, er habe die Firma mal gegoogelt und da sei ihm einiges an Optimierungspotenzial aufgefallen. Aha.
Er nahm das Geschäftsmodell komplett auseinander
Während mein gegenübersitzender Hobbyanalyst anfing, mir seine Ergebnisse zu präsentieren, drehte ich mich in meinem Barhocker um 180 Grad: Ich wollte mich nochmal vergewissern, dass ich mich in einer Bar an einem Samstagabend und nicht in einem Konferenzraum an einem Montagmorgen befand. Ich biss noch einmal in die Gurke meines Moskau Mules, denn das anschließend geplante Essen hatte sich für mich langsam erledigt. Dann nahm ich meine Jacke und ging.
Fünf Monate später und 2.000 km weiter östlich. Deja-vu. Ich sitze in Tallinn in einem Restaurant, mir gegenüber eine Begleitung, die ich kaum kannte und die es sich allerdings zur Aufgabe des Abends gemacht hatte, mein Geschäftsmodell komplett zu analysieren – ebenfalls ohne dass ich ihn darum gebeten hatte.
Es gab allerdings einen Unterschied: Dieses Mal war es kein Date. Er war gar nicht mein Typ. Ich hatte gerade auf einer Konferenz über den Aufbau und das Führen von JOVENTOUR gesprochen. Ursprünglich hatten meine Mitarbeiterin, die mich bei dem Event begleitete, und ich geplant an dem Abend alleine essen zu gehen. Doch nach meinem Talk kam ich mit einem durchaus interessierten Teilnehmer ins Gespräch und da er noch Anschluss zum Abendessen suchte, entschieden wir uns spontan ihn einzuladen, uns zu begleiten.
Martina
Hallo Meike,
danke für Deinen Beitrag, der voll ins Schwarze trifft. Das habe ich auch schon so oft erlebt!
Die Krönung war ein Mann, der mir erzählte, worauf ich alles achten muss und was ich machen soll bei meiner Webseite. Und als es mir immer merkwürdiger vorkam, da ich das bereits so auf der Seite mache und ihn fragte, wann er sich das letzte Mal meine Webseite angesehen hat, kam die Antwort “Noch nie.”
So ein…. Übrigens, ist er selbst Angestellter und hat keine Führungs- oder Personalverantwortung. Aber dafür weiß er alles. 😉
Das Beste ist dann, das Gespräch abzubrechen und zu gehen, so wie Du das machst.
Zum Glück sind nur wenige Männer so, aber das sind immer noch mehr wie genug.
Liebe Grüße
Martina
Torben Henke
Männer erklären Frauen ungefragt die Welt. Männer erklären anderen Männern ungefragt die Welt. Frauen erklären auch Männern und Frauen ungefragt die Welt.
Für den Umgang mit diesem Phänomen gibt es zwei geeignete Strategien:
1. Replik (bekannt aus Techniken wie “Kommunikation”)
2. Ignorieren
Sich 30 Minuten zutexten zu lassen, dann sauer zu sein und eine Kolumne zu schreiben, scheint mir nicht zielführend zu sein.
Das Problem dann nicht nur einseitig auf die andere Person zu projizieren, sondern auch noch komplett auf das Geschlecht zu beziehen, scheint mir jetzt auch recht vereinfacht.
Aber ob das der Autorin persönlich weiterhilft, kann ich nicht sagen. Ich will ihr ja nicht ihr Leben erklären.
Allgemein finden wir so aber keine geeignete Lösung.
Schade.
Timo Beckmann
Der Schluss ist mir etwas zu bissig. Sicher wird nicht überall mit gleichem Maß gemessen, aber Mann hätte bei dem Satz: “Wäre das mein Business”, mitunter unterbrechend interveniert: “Ja, ist es aber nicht – danke”.
Ich mutmaße natürlich nur.!
Aber ich vermute auch, dass sie bisweilen nur Ihre Höflichkeit in die Rechtfertigung für Ihre Entscheidungen gegenüber den “Männern” “gezwungen” hat.
Ute Engel
Diese Situation habe ich so ähnlich schon einige Male erlebt und mich entschlossen, daraus zu lernen:
1. Rechtfertigung steht mir und meinem Business nicht
2. Erwiderung bringt nichts bei diesem Gesprächsverlauf
3. Jeder Mensch ist anders .. zum Glück!
4. Je professioneller der Gesprächspartner (m/w), umso
angemessener, wohlwollender und konstruktiver der Dialog
Mit wem will ich mich umgeben und meine Zeit teilen? Wer ist Profi, wer ist Blender? Ich habe gelernt, gezielt zu unterbrechen. Es wirkt – bei allen Menschen, die das Geschäftsmodell schlicht nicht verstanden haben, aber trotzdem ihre Meinung dazu unbedingt äußern möchten. Mann oder Frau spielt dabei keine Rolle.
Roland Berger
Das scheint typisch deutsch zu sein, anderen die Welt zu erklären. Männer meinen, beruflich alles besser zu können und erklären alles, Frauen meinen, zu Hause alles besser zu können und erklären alles bzw. machen alles selbst.
Mir ist bewusst, in die Verallgemeinerungsfalle getappt zu sein – wie die Autorin auch. Es mache also jeder in seinem Umfeld besser…
Karsten Butze
es ist ein allgemeines und historische Tatsachen, dass Frauen in der West-Bundesdeutschen Wirklichkeit bei mindestens 80% der Männer einen intellektuell untergeordneten Stellenwert einnehmen und sich in diese Rolle fügen.
Der historisch gewachsene Hausfrauenanteil von 50% lässt grüßen. Die Bewegung zwischen Pamers und Meister Propper ist der Entwicklung des Intellekts auch nicht wirklich förderlich.
Hier ein Auswahl von Denkmustern:
-seiner Frau etwas bieten
-die Familie ernähren
-die Frau soll “zuverdienen”
-wir haben es nicht nötig, dass Du arbeiten musst
-dem Mann den Rücken freihalten
-ich bin für meine Kinder da
-ich lebe für meine Familie
noch mehr gefällig?
Dieses kleinbürgerliche Denken hinterlässt Spuren.
Es sind also nicht nur die Männer sonder ebenso die Frauen, die die Entwicklung ihrer Geschlechtsgenossinen verhindern und Vorurteile befördern.
Insofern macht es wenig Sinn, sich auf die “Männer” zu konzentrieren als auf die kleinbürgerliche Ideologie, deren Sphäre Unternehmerinnen verlassen haben und nicht mehr zugehörig sind.
Es hilft nur eins: ignorieren und weitermachen. Und solche Menschen aus dem eigenen Dunstkreis fernhalten.
Keine Dates 😉