Auch Coca Cola setzt auf Gründer: Nun startet mit Home-eat-home das erste deutsche Start-up, das komplett von dem Getränkekonzern finanziert wurde.
Wenn Hendrick Steckhan, Deutschland-Chef von Coca Cola, oder seine Mitarbeiter nicht wissen, was sie am Abend essen wollen, hilft ihnen nun das Start-up Home-eat-Home. In einem Kühlschrank in der Deutschland-Zentrale liegen die Zutaten für „Tempura vom Kräutersaitling“ oder „Orecchiette al pomodoro secco“ – portioniert für ein oder zwei Personen, abgepackt und mit Kochanleitung.
Das in dieser Woche startende Angebot ist das erste deutsche Start-up, das unter den Fittichen von Coca Cola entstand. Der Brauseriese hatte vor einem Jahr begonnen, erfahrene Gründer für ein eigenes Accelerator-Programm zu rekrutieren, deren neue Ideen Coca Cola auch finanziert.
Coca Cola finanziert so inzwischen Start-ups in neun Städten, darunter Tel Aviv demnächst sollen noch London und China dazukommen. Die genauen Summen sind nicht festgelegt. „Wir stellen genug Kapital zur Verfügung, um eine Erstrundenfinanzierung zu erreichen“, sagt Marius Swart, Direktor des Accelerator-Programms. „Wir nennen es aber nicht mehr Accelerator“, sagt Swart. Das Unternehmen spricht inzwischen von einem Co-Founder-Network.
Das Projekt unterscheidet sich deutlich von den üblichen Start-up-Beschleunigungsprogrammen, wie dem Hubraum der Telekom, Axel Springers Plug and Play oder dem Accelerator von Pro7Sat.1. Dort werden bestehende Start-ups für einen festgelegten Zeitraum gefördert. „Wir investieren in Gründer, bevor sie überhaupt eine Idee haben“, erklärt dagegen Coca Cola. Die Gründer mussten erst danach überlegen, was sie überhaupt entwickeln wollen.
Alles außer Getränke
Die Vorgaben waren dabei extrem weit: „Ihr könnt alles machen außer Getränke“, erinnert sich Home-eat-Home-Gründer Sebastian Esser, der zuvor für den Start-up Inkubator Team Europe und Lidl gearbeitet hat. Es gibt auch keinen zentralen Standort für das Coke-Programm, allerdings spielt Berlin neben der Firmenzentrale Atlanta eine herausgehobene Stellung, denn Swart sitzt in der deutschen Hauptstadt.
Wie viele andere Unternehmen, die derzeit in Start-ups investieren, hofft Coca Cola einerseits auf lukrative Beteiligungen. „Einige Start-ups in unserem Portfolio haben das Potenzial, ein Milliarden-Unternehmen zu werden“, sagt Swart. Zudem sollen Synergien beiden Seiten helfen. So bekommt Home-eat-Home über den Getränkeriesen bessere Konditionen für die Kühlstationen, Coca Cola könnte künftig zu den Essenspaketen die Getränke anbieten.
In dieser Woche werden in Berlin die ersten dieser Kühlschränke aufgestellt, in Fitnessstudios, Bürohäusern oder Spätis, wie die Hauptstädter ihre Kioske nennen. „Bis Jahresende sollen es 25 sein“, sagt Esser. Im ersten Quartal 2015 ist dann die Expansion nach Hamburg, Frankfurt/Main und Städte in Nordrhein-Westfalen geplant.
Mit dem Kühlschrankkonzept will sich das Unternehmen von bestehenden Anbietern wie Kochzauber abheben, die Boxen mit Kochzutaten im Abo nach Hause liefern. „Wir sind deutlich flexibler“, sagt Esser. Doch für Spontankäufer gibt es noch eine kleine Hürde: Um die Stationen zu öffnen benötigt man jedoch eine Smartphone-App, über die auch Vorbestellung und Abrechnung erfolgen.