Nach einer kräftigen Finanzspritze will das Münchener Food-Start-up sein Geschäft internationalisieren – und macht mit Care-Paketen für Corona-Helfer auf sich aufmerksam.
Die Idee zu YFood kam Benjamin Kremer und Noel Bollmann an einem Abend vor rund drei Jahren. Wie so häufig saßen die beiden Kollegen nach einem Tag mit Dutzenden Terminen immer noch im Büro. Der leere Magen knurrte und der Snackautomat auf dem Gang ließ ihnen nur die Wahl zwischen Chips und Schokoriegeln. Unbefriedigend und ungesund fanden die beiden diese Optionen und beschlossen den ständig gestressten Berufstätigen dieses Landes eine gesunde Alternative zu bieten.
Die beiden kündigten ihre Jobs in der Finanzindustrie und gründeten YFood. Das Start-up wurde eine Erfolgsgeschichte. Mit ihren Angeboten – zu der aktuellen Produktpalette gehören Drinks, Riegel und Pulver – sowie dem Versprechen mit nur einem Drink eine ausgewogene Mahlzeit mit dem kompletten Spektrum aller essentiellen Mikro- und Makronährstoffe zu garantieren, scheinen die Gründer einen Nerv getroffen zu haben.
Bekannt aus „Die Höhle der Löwen“
Eigenen Angaben zufolge ist das Start-up seit der Gründung jedes Jahr um über 300 Prozent gewachsen und bedient aktuell 200.000 Online-Kunden. Auch an über 13.000 Verkaufsstellen im Handel sind die Produkte verfügbar. Für 2020 erwarte man einen mittleren zweistelligen Millionenumsatz, so Kremer und Bollmann.
Neben der Aufmerksamkeit der Kunden schafften es die beiden Gründer sich auch das Geld der Investoren zu sichern. Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass sie 4,2 Millionen Euro einsammeln konnten – unter anderem von dem französischen Investor Five Seasons Ventures und dem amerikanische Risikokapitalgeber New Ground Ventures. Zuvor hatten Kremer und Bollmann bereits bei ihrem Auftritt in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ Frank Thelen von sich überzeugen können.
Jetzt verkündeten sie eine weitere Finanzierungsrunde – diesmal in Höhe von 15 Millionen Euro. Mit an Bord sind das neuseeländische Lebensmittelunternehmen Fonterra sowie Felix Capital, die bereits in Deliveroo, Farfetch und Dott investiert haben. Auch Five Seasons Ventures und New Ground Ventures sind erneut dabei.
Unterstützung für medizinisches Personal
„Das enorme Wachstum von YFood ist beeindruckend und zeigt, dass das Start-up ein modernes Ernährungskonzept zur Massenmarkttauglichkeit führen konnte, indem es die komplexen Bedürfnisse moderner Konsumenten verstanden hat“, begründet Emilie Spire von Felix Capital den Einstieg in das junge Unternehmen.
Das frische Kapital soll in die europäische Expansion fließen, sagten die Gründer gegenüber WirtschaftsWoche Gründer: „Wir peilen sieben europäische Länder an, unter anderem Frankreich und Tschechien.“ Erst vor Kurzem hatte YFood einen eigenen Onlineshop in Großbritannien gelauncht. Im Zuge der Erweiterung der Märkte soll auch eine Vergrößerung des aktuell 70-köpfigen Teams stattfinden: „Bis Ende des Jahres wollen wir die 100-Mitarbeiter Marke knacken.“
Die aktuelle Corona-Krise habe – anders als zunächst befürchtet – keinen negativen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung gehabt. Im Gegenteil: Der Ausbruch von Covid19 hat dem jungen Unternehmen einen „ziemlich starken Umsatzanstieg“ beschert. Davon sollen auch andere profitieren: Die Gründer stellen medizinischem Personal Trinkmahlzeiten im Wert von über 100.000 Euro kostenfrei zur Verfügung: „Da im momentan turbulenten Alltag oft die Zeit für gesunde Ernährung fehlt und Verpflegungsmöglichkeiten wie Kantinen aufgrund von COVID-19 geschlossen sind, haben wir 4000 Care-Pakete an Krankenhäuser und Kliniken versendet.“