Wolfgang Grupp ist Inhaber von Trigema. Im Interview erklärt der 74-Jährige, wieso er deutsche Gründer nicht versteht und wann er sein Unternehmen an den Nachwuchs weitergeben wird.
Er sieht tatsächlich aus wie im Fernsehen: schwarzer Anzug, natürlich ein Zweireiher, zusammengehalten mit vier goldenen Knöpfen. Die Figur drahtig, das Gesicht braungebrannt und glatt rasiert. Auch für das Interview mit WirtschaftsWoche Gründer erscheint Wolfgang Grupp klassisch mit lila Krawatte, weißem Kragen, Uhrenkette, Einstecktuch und schwarz glänzenden Lederschuhen. Er verschränkt die Hände hinter dem Rücken, beugt sich leicht vor. Kann es losgehen?
WirtschaftsWoche Gründer: Herr Grupp, bei der Start-up Konferenz „Bits & Pretzels“ in München hatten Sie Ihren eigenen Tisch, an dem sich angehende Gründerinnen und Gründer um Sie scharten. Wie ist Ihr Eindruck der deutschen Szene?
Wolfgang Grupp:Nach der Veranstaltung habe ich mir gedacht: Es ist ja verrückt! Heutzutage will keiner mehr Waren produzieren, sondern alle wollen nur noch Plattformen bauen. Da müssen wir in Deutschland echt aufpassen, dass wir unsere Wertschöpfung nicht verlieren.
Sie geben gerne damit an, dass Trigema ausschließlich in Deutschland produziert und den Großteil des Umsatzes mit eigenen Geschäften macht. Aber Mode-Plattformen im Netz werden für Kunden immer wichtiger, dem können auch Sie sich doch nicht entziehen. Warum gibt es Ihre T-Shirts nicht bei Zalando, dem größten europäischen Online-Modehändler?
Von 2011 bis 2014 war Zalando Kunde von uns. Aber die Retourenquoten lagen bei über 50 Prozent, das war viel zu hoch! Deshalb mussten wir den Vertrag kündigen.
Bereuen Sie das mittlerweile nicht? Immerhin kaufen immer mehr Menschen bei Zalando ein, das könnte Ihnen mehr Absatz bescheren.
Für uns ist nicht der Umsatz wichtig, sondern die Rentabilität steht im Vordergrund, sonst könnte das gefährlich für unsere Arbeitsplätze werden.
Einige deutsche Mittelständler unterstützen junge Unternehmen mit Erfahrung und Geld, zum Beispiel als Business Angel. Wie halten Sie es mit Ihrem Engagement für Start-ups?
Ich beteiligte mich an keinem anderen Unternehmen. Ich bin verantwortlich für Trigema und meine Mitarbeiter und habe somit keine Zeit, mich auch noch mit anderen Unternehmen zu beschäftigen.
Können Sie sich noch an den TV-Moderator Joko Winterscheidt erinnern?
Ja, Herr Winterscheidt war vor drei oder vier Jahren bei uns und hat einen Auftrag erteilt, den wir auch ordnungsgemäß geliefert haben.
Winterscheidt behauptet, sie hätten ihn abblitzen lassen, als er Ihnen von seiner Idee für ein eigenes Modelabel erzählt hat.
Bevor er antwortet, wedelt Wolfgang Grupp mit der offenen Handfläche vor seinem Gesicht.
Es ist mir unverständlich wie Herr Winterscheidt so etwas sagen kann. Wir haben alle seine Wünsche erfüllt und er hat auch ordnungsgemäß die Rechnung bezahlt. Kann sein, dass ich ihm gesagt habe, dass es nicht so ganz einfach ist, eine Marke zu etablieren. Und als er das dann selbst erkennen musste, hat er vielleicht versucht, in der Öffentlichkeit uns die Schuld zuzuschieben.
Karsten Butze
Vielleicht liegt es am Zeitgeist, der alles durchdringt, Gründer, Investoren, Medien, Öffentlichkeit.
Gründer wollen nur noch Dienstleister sein, einmal Arbeit investieren, dann nur noch Kasse machen durch aufwandslose Neukundenintegration in die “Plattform”. Die permanente Kundenansprache, der Dienst am Kunden entspricht nicht den allgemeinen Vorstellungen.
Auch die Investoren wollen eine fast aufwandslose Skalierbarkeit der Dienstleistung. Dies ist fast nur mit elektronischen Plattformen oder Anwendungen/Apps zu erreichen.
Aber seien wir mal ehrlich, wieviel produktiv erfolgreiche Dienstleister/Plattformen gibt es wirklich dauerhaft? Wir konnten in den letzten Jahren das grandiose Scheitern kleiner aber auch ganz großer “Dienstleister” bewundern die kein tragfähiges Geschäftsmodell zustandebrachten.
Ist es ein Geschäftsmodell Investorengelder einzusammmeln? Ich denke nein. Es ist nicht mehr als ein Zwischenschritt. Der Erfolg wird letztendlich in dauerhaftem Gewinn gemessen.
OpenSource Haxxor
Klar wollen alle Platformen gründen, wer sich damit durchsetzt kann quasi den ganzen Markt über diese Plattform dominieren. Man denke da nur an Google für Suchmaschinen oder Microsoft für Betriebssysteme. Selbst in Nischenmärkten kann es sich lohnen der Plattformanbieter zu sein der den Markt definiert.
Willkommen im digitalen Monopolkapitalismus !
Christian
Habe Herrn Grupp vor einige Woche bei einem Vortrag in der Universität Köln gesehen. Ein sehr guter Redner mit interessanten Ideen. Ich finde seine Sicht auf das Unternehmertum vorbildlich.
Gerade bei der Globalisierung hat er recht, wobei die Fertigung von Produkten durch neue technische Verfahren wieder nach Deutschland kommen kann.
Und immer gut gekleidet der Mann!