Investoren haben 2016 deutlich weniger Geld in Start-ups gesteckt. In Berlin war es sogar weniger als in den drei Jahren zuvor.
Auch wenn gern über die schlechteren Finanzierungsbedingungen für Start-ups in Deutschland geschimpft wird, haben Jungunternehmen in den vergangenen drei Jahren enorme Summen eingesammelt. Finanzierungsrunden in zweistelliger Millionenhöhe sind längst zur Normalität geworden.
Doch mit dem Boom ist erst einmal vorbei. Im vergangenen Jahr wurden hierzulande nur noch 1,9 Milliarden Dollar in Wagniskapital investiert, wie eine Studie der Beratung KPMG zeigt. 2015 und 2014 lagen die Beträge noch bei 3,6 beziehungsweise 3,2 Milliarden Dollar. Auch die Zahl der Beteiligungen ist um 15 Prozent auf 345 Deals gesunken.
Die Entwicklung zeigt sich exemplarisch in der Start-up-Hauptstadt Berlin. Investoren steckten eine Milliarde Dollar in Berliner Unternehmen, das war deutlich weniger als in den drei Jahren zuvor.
Im europäischen Städtevergleich liegt so London trotz des Brexits mit 3,1 Milliarden investiertem Venture Capital deutlich vorn, Berlin folgt hinter Paris mit 1,1 Milliarden Dollar.
Weltweiter Rückgang der Start-up-Investitionen
Doch die stärkere Zurückhaltung der Investoren ist ein globales Phänomen. So sanken nach gerade veröffentlichten Zahlen die Venture-Capital-Investitionen in den USA 2016 im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel.
Weltweit wurden 2016 laut KPMG 127 Milliarden Dollar in Start-ups investiert, das sind 14 Milliarden weniger als 2015. Im selben Zeitraum ging die Zahl der Deals von 17 992 auf 13 665 zurück. Bei den Erstfinanzierungen ist der Rückgang mit 27,2 Prozent (von 18 Milliarden auf 13 Milliarden Dollar) besonders deutlich. Im 4. Quartal 2016 sank die Zahl der weltweiten Beteiligungen mit 2809 auf den niedrigsten Quartalsstand seit fünf Jahren.
„Viele Geldgeber haben sich mehr Zeit gelassen, um potenzielle Investments unter die Lupe zu nehmen, und auch verstärkt auf den Businessplan und den Nachweis der Profitabilität geachtet“, sagt Tim Dümichen, Partner bei KPMG. „ Das lag auch daran, dass einige Börsengänge zu Jahresbeginn die vorherigen Unternehmensbewertungen nicht bestätigen konnten.“
Ein Grund für die Zurückhaltung ist laut der Studie auch die deutlich gesunkene Zahl an erfolgreichen Börsengängen und Unternehmensverkäufen: ihre Zahl sank von 1 733 (2015) um über 25 Prozent auf 1 283; die Gesamterlöse von 80 Milliarden auf 69 Milliarden Dollar.
Allerdings weist Anand Sawal, Chef des Branchendienstes CB Insights darauf hin, dass es auch deutlich schlimmer hätte kommen können. Viele hätten gedacht, dass die Start-up-Blase 2016 platzen würde. So schlimm kam es jedoch nicht, insofern ist der Rückgang eine notwenige Korrektur.