Der Medienkonzern Burda steigt in das Stuttgarter Unternehmen ein. Mit dem Geld wollen die Gründerinnen auch den stationären Handel erobern.
Erst vor wenigen Tagen hatte The Female Company für Aufsehen in den Medien gesorgt. Von Brigitte, über RTL und InStyle, bis hin zu diversen Instagram-Stars – fast alle berichteten über das Stuttgarter Start-up, das Bio Tampons im Abo verschickt. Der Grund: Der Launch von „The Tampon Book“, mit dem die Gründerinnen auf die Tatsache aufmerksam machen wollen, dass Tampons, Binden und andere Hygieneprodukten für die Menstruation mit 19 Prozent besteuert werden – dem Steuersatz, der eigentlich für Luxusgüter vorgesehen ist.
Dass Bücher nur mit sieben Prozent besteuert werden, machten sich Ann-Sophie Claus und Sinja Stadelmaier im Rahmen ihrer Kampagne zu nutze und versteckten 15 Bio-Tampons in einem Buch, das darüber hinaus auch noch 46 Seiten mit Geschichten rund um das Thema enthält.
Ausbau des Sortiments geplant
Bei so viel Aufmerksamkeit ob des cleveren Marketingschachzugs, ging die heutige Meldung über den Einstieg von Burda in das Start-up fast unter: Der Medienkonzern steckte gemeinsam mit dem italienischen Investor Angel Capital Management (ACM), der auch beim Berliner Modeversender Outfittery beteiligt ist, einen einstelligen Millionenbetrag in das Unternehmen. Die genaue Summe wollte Ann-Sophie Claus im Gespräch mit WirtschaftsWoche Gründer nicht verraten.
Das frische Kapital soll größtenteils in den Ausbau des Sortiments fließen. „Dabei handelt es sich nicht nur um weitere Periodenprodukte“, so Ann-Sophie Claus. „Außerdem wollen wir unser achtköpfiges Team an unseren beiden Standorten in Berlin und Stuttgart vergrößern und unsere Marketing-Aktivitäten verstärken, um die Marke bekannter machen.“ Zur größeren Bekanntheit dürfte auch die Tatsache beitragen, dass The Female Company seine Tampons in wenigen Wochen auch in den deutschlandweit 900 dm-Filialen verkaufen wird.
Schwerpunktmärkte Deustchland und Österreich
Das Start-up liefert Tampons, die aus biologischer Baumwolle bestehen und ohne Zusätze wie Chlor oder Pestizide auskommen, per Briefversand im Abo-Modell. Hergestellt wird in Spanien, die Verpackungen werden von verschiedenen Künstlerinnen designt. Dazu gibt es Werbesprüche wie „Läuft bei dir?“ und das Gefühl mit dem Kauf etwas Gutes getan zu haben: Pro abgeschlossenem Abo wird eine weitere Frau in Flüchtlingsheimen mit Hygienemitteln versorgt. „Mit diesem sozialen Aspekt unterscheiden wir uns auch von den anderen Anbietern auf dem Markt“, erklärt Ann-Sophie Claus.
Aktuell verkauft The Female Company vor allem in Deutschland und Österreich. Auch in den Niederlanden, in Dänemark und Großbritannien gibt es bereits Abnehmerinnen. Hier soll der Kundenstamm in den kommenden Monaten ausgebaut werden, und der Blick der beiden Gründerinnen geht bereits auch über den Kontinent hinaus: „Wir beobachten die Märkte außerhalb Europas sehr genau, denn auch hier steigt das Interesse an Bio-Produkten gerade unaufhörlich.“