Zu den etablierten Sozialunternehmen in Deutschland gesellen sich mehr und mehr Start-ups, zeigt eine aktuelle Studie. Viele beklagen jedoch mangelnde Unterstützung.

In den vergangenen vier Jahren haben Geschäftsideen aus dem sozialen Bereich bei Gründern deutlich an Bedeutung gewonnen, wie der gestern erstmals veröffentlichte Deutsche Social Entrepreneurship Monitor (DSEM) 2018 zeigt. So sind die für die Studie befragten Sozialunternehmen im Schnitt erst seit 3,3 Jahren aktiv, drei von fünf Unternehmen sind zwei Jahre alt oder jünger. Treiber für die Motivation der Gründer seien gesellschaftliche Herausforderungen wie die Digitalisierung und die Globalisierung, so die Autoren des DSEM, hinter dem das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) steht.

Besserer Zugang zu Unterstützungsangeboten gefordert

Unter den deutschen Sozialunternehmen finden sich wenige Traditionsfirmen: Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen aus dem DSEM ist länger als vier Jahre am Markt, nur knapp fünf Prozent der betrachteten Firmen sind älter als 15 Jahre. Als Förderer der Studie macht sich der Softwareentwickler SAP Deutschland dafür stark, die Bedürfnisse von Social-Start-ups stärker in den Fokus zu nehmen: „Sozialunternehmen sind keine neue Erscheinung. Wir stehen aber immer noch am Anfang, wenn es darum geht zu verstehen, wie sie am besten gefördert werden, oder wie wir ihren wirtschaftlichen und sozialen Erfolg messen können. Darum war uns die Förderung des ersten Deutschen Social Entrepreneurship Monitors wichtig“, lässt sich der SAP-Deutschland-Geschäftsführer Daniel Holz in einer Pressemitteilung zitieren.

Von der Politik zeigen sich viele Sozialunternehmer enttäuscht: Die Befragten vergeben eine Durchschnittsnote von 4,6 für die Maßnahmen zur Unterstützung. Mangelnden Zugang zu Hilfsangeboten beklagen 55 Prozent der Befragten. Als wichtige Hürde sehen Gründer auch die Suche nach frischem Kapital. So nennen 62 Prozent der Umfrageteilnehmer die Startfinanzierung, und 65 Prozent die Anschlussfinanzierung, als Hindernis.

Regionale Gründerzentren gefordert

Neben zusätzlichen Finanzierungsprogrammen wünscht sich das SEND auch regionale Gründer- und Innovationszentren speziell für Geschäftsideen aus dem sozialen Bereich. Außerdem fordern die Unterstützer des Netzwerks eine Koordinierungsstelle bei einem Ministerium oder beim Kanzleramt.

Als Sozialunternehmen bezeichnet die Studie Firmen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, eine gesellschaftliche Herausforderung zu lösen – und dabei ihre Mitarbeiter demokratisch an Entscheidungen beteiligen und finanziell unabhängig bleiben. Dahinter steht eine Arbeitsdefinition der Europäischen Kommission.

An der Umfrage für den DSEM haben sich Mitte des Jahres insgesamt 210 Personen aus Mitgliedsunternehmen oder Firmen im Umfeld des Netzwerkes beteiligt. Unterstützung bei der Methodik kam von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Die Studie soll in Zukunft jährlich erscheinen und einen Überblick über die Entwicklung des Sozialunternehmertums in Deutschland geben.