Ähnliche Kooperationen pflegt Liebig auch mit dem Start-up Just Spices oder dem Automobilersteller Alfa Romeo. Der Influencer betont aber, dass es ihm nicht nur darum geht, möglichst viel Geld zu verdienen: „Da ich noch einen Vollzeitjob habe, muss ich nicht alle Kooperationen eingehen, die mir angeboten werden“, sagt er. Als beispielsweise ein Matratzenhersteller bei im anfragte, habe er dankend abgelehnt.:„Das passt einfach nicht zu mir.“

Authenzität ist der Schlüssel für erfolgreiches Influencer-Marketing, das bestätigen auch Philipp John und Christian Chyzyk. Die beiden sind Geschäftsführer von Reachhero, einer Internetplattform, die Influencer und Unternehmen zusammenbringt. Youtube Größen wie Paola Maria, Barbara Sophie oder Bibis Beauty Palace haben dort eigene Profile und bewerben sich mit ihren mehr als 6 Millionen Abonnenten und konkreten Filmideen auf Werbeangebote großer Marken wie „The Bodyshop“, „Lidl“ oder „Sony“. Aber auch viele Start-ups finden sich unter den Auftraggebern. Laut John und Chyzyk haben sie den Großunternehmen sogar häufig etwas voraus: „Start-ups sind experimentierfreudiger und trauen sich eher, neue Werbeformen auszuprobieren und mit Influencern zusammenzuarbeiten.“

Höhere Reichweite und Engagement

Die Vorteile solcher Kooperationen liegen für die beiden Geschäftsführer auf der Hand: „Es ist im Verhältnis zu anderen Werbeformen recht günstig und die Reichweite und das Engagement sind viel höher.“ Außerdem lasse sich über soziale Medien eine jüngere Zielgruppe erreichen. Gerade die Altersgruppe unter 25 könne „mit der Art und Weise, wie viele der etablierten Marken kommunizieren, nichts mehr anfangen“, meinen John und Chyzyk. Insofern könnten Start-ups echte Wettbewerbsvorteile gegenüber Großunternehmen generieren, wenn sie jüngere Kunden besser ansprechen. Ein Paradebeispiel für diese Strategie ist der Münsteraner Uhrenhersteller „Kapten & Son“. „Die waren schon 2015 sehr aktiv, haben noch sehr günstige Preise bezahlt und damit riesige Umsätze generiert“, so John und Chyzyk.

Denn was heute eine aufstrebende Werbestrategie ist, begann damals mit einer simplen Beobachtung der drei Gründer um Artjem Weissbeck: „Unsere Freundinnen haben extrem viel Zeit bei Instagram verbracht und geschaut, was andere Frauen so posten.“ Anschließend hätten sie genau die Kleidungsstücke gekauft, die im Netzwerk verbreitet wurden. Dieses Kaufverhalten müsste man beeinflussen, dachten sich die Gründer, und begannen eine detaillierte Instagram-Analyse. „Welche Accounts gibt es und welche Reichweite haben sie? Worüber wird gepostet und was passt zu unserem Stil?“, erinnert sich Weissbeck.

Hohe Präsenz auf Instagram

Inzwischen hat das Unternehmen mit über 1000 Influencern zusammengearbeitet. Besonders in der Startphase des Unternehmens „haben wir so viel Einfluss und Reichweite für wenig Geld bekommen“, sagt Weissbeck. Mit wachsendem Erfolg hat sich aber auch die Marketingstrategie weiterentwickelt. Kapten & Son schaltet längst Werbeanzeigen in einschlägigen Magazinen, präsentiert sich im Einzelhandel, organisiert Events und bezahlt für ein besseres Google-Ranking. Auch die Zusammenarbeit mit den Influencern hat sich verändert. So durfte Farina Opoku alias Novalanalove für die aktuelle Sommerkollektion eine Sonnenbrille geestalten. Die Sonderedition im Leopardenlook und mit verspiegelten Gläsern ist auf 1000 Stück reduziert und speziell auf die Fans der Bloggerin zugeschnitten.

Trotzdem ist das Unternehmen weiterhin sehr präsent auf Instagram. „Wir animieren unsere Kunden aktiv, ihre Kapten-Momente mit uns zu teilen“, sagt Weissbeck. So entstehen auf der ganzen Welt jeden unzählige Tag Fotos mit Münsteraner Uhren und Sonnenbrillen. Generell würde er Gründern auch im Jahr 2017 noch raten, auf Werbung in den sozialen Netzwerken zu setzen: „Die Preise sind zwar höher als 2014 und eine gewisse Werbeblindheit setzt auch ein. Aber wenn man beschränkte Ressourcen hat, ist es weiterhin der effektivste Kanal, um auf sich aufmerksam zu machen.“