Zwei erfahrene Gründer steigen in den Handel und Vertrieb mit medizinischen Cannabis ein. Renommierte Risikokapitalgeber sind mit dabei – und Snoop Dogg.

Vom Marktplatz und Möbel-Start-up zum Cannabis-Importeur: Die erfahrenen Digitalunternehmer Finn Age Hänsel und Fabian Friede haben die Sanity Group ins Leben gerufen. Das Start-up will im rasch wachsenden Markt mit medizinischem Cannabis mitmischen – und hofft auf weitergehende Legalisierungen in Deutschland und weiteren europäischen Ländern.

Im vergangenen Herbst hatten die beiden Gründer das Unternehmen mit Sitz in Berlin gegründet, jetzt konnte eine Finanzierungsrunde über einen einstelligen Millionenbetrag abgeschlossen werden. Hänsel, der aktuell noch als Geschäftsführer bei der Umzugs-Plattform Movinga fungiert, will bis Sommer in Vollzeit in das Cannabis-Start-up wechseln. Mit der Einfuhr, der Verarbeitung und dem Vertrieb von Cannabis an Apotheken will die Sanity Group erste Umsätze generieren.

In Zukunft will sich das junge Unternehmen jedoch breiter aufstellen. Die Sanity Group soll dann als Holding über verschiedene Gruppen dienen. Nicht nur verschreibungspflichtige, sondern auch apothekenpflichtige Produkte oder Anwendungen könnten mittelfristig zum Angebot gehören. Darüber hinaus wird auch Lebensmitteln und Kosmetika, die auf das kaum psychoaktiv wirkende Cannabidiol (CBD) setzen, ein großes Marktpotenzial zugetraut.

Suche nach neuen Lieferanten

Wie viele Umsätze rund um Cannabis möglich sind, hängt dabei entscheidend von den rechtlichen Rahmenbedinungen ab. In Deutschland ist Cannabis als Medizin seit etwa zwei Jahren zugelassen. Andere Länder diskutieren immer wieder auch über weitreichendere Legalisierungen – aktuell hat eine solche Debatte in Luxemburg begonnen. „Der Import ist für uns der Schritt Nummer eins, aber wir könnten uns in weitere Darreichungsformen hineinentwickeln“, sagt Hänsel gegenüber WirtschaftsWoche Gründer.

Beim Import konkurriert das Start-up mit einigen anderen Jungunternehmen: Cannamedical oder Cansativa sind zwei ebenfalls wohlfinanzierte Wettbewerber. Farmako mit Sitz in Frankfurt hatte kürzlich einen Importvertrag über 50 Tonnen aus Polen angekündigt – und arbeitet parallel an der biosynthetischen Herstellung. „Jeder Importeur, der es schafft, zusätzliches Cannabis zu liefern, ist auf dem Markt sehr willkommen“, ist Hänsel überzeugt.

Aktuell sei man in Gesprächen mit möglichen lizensierten Lieferanten aus der Schweiz oder Südeuropa. Bis es dann tatsächlich mit dem Vertrieb an Apotheken los geht, muss das Sanity-Team auch noch auf die Genehmigung der Behörden warten – die erforderlichen Unterlagen seien eingereicht, sagt Hänsel.

Snoop Dogg überweist Geld nach Berlin

Das frisch eingeworbene Geld stammt von einer bunten Mischung an Geldgebern. Mit dabei sind die deutschen Risikokapitalgeber HV Holtzbrinck Ventures sowie Atlantic Food Labs. Daneben beteiligt sich der auf Cannabis-Start-ups fokussierte Fonds Casa Verde Capital unter dessen Partner Karan Wadhera aus den USA. In dem Fonds steckt Geld des amerikanischen Rappers Snoop Dogg.

Zusätzlich beteiligen sich einige Privatinvestoren an der Sanity Group. „Das Thema finden alle spannend, aber es gibt ein paar Berührungsängste“, berichtet Hänsel von der Suche nach Investoren. Einige Risikokapitalgeber haben sich strenge Fondstatuten gegeben, die Investitionen in bestimmte Branchen – etwa Rauschmittel – aus Imagegründen verbieten.