Das B2B-Start-up will die Kennzeichenerkennung salonfähig machen – und setzt darauf, dass private Parkraumbetreiber ihre Flächen für Anwohner öffnen.

Nach Feierabend noch ein paar Extra-Runden um den Block: In Großstädten verbringen Autofahrer ohne eigene Garage viel Zeit damit, einen Parkplatz zu finden. Gleichzeitig gibt es in der Nachbarschaft oft große Parkflächen, die nachts einfach leer stehen – etwa bei Supermärkten oder Bürokomplexen. „Es gibt noch ein großes ungenutztes Potenzial, die innerstädtische Raumnutzung zu optimieren“, sagt Maximilian Schlereth, CEO und Mitgründer von Peter Park. Er ist überzeugt davon, mit seinem Start-up dazu einen großen Beitrag leisten zu können – mit einer Mischung aus Hard- und Software.

Kern des Münchener Systems ist ein Kennzeichenscanner, der ein- und ausfahrende Fahrzeuge erfasst. Auf dieser Basis sollen beispielsweise Supermärkte Parkvorgänge von Anwohnern in der Nacht abrechnen können, während der Raum tagsüber weiterhin kostenlos von Kunden genutzt werden kann. Bisher werde mit Geschäftsschluss häufig einfach ein Schlagbaum heruntergefahren, sagt Schlereth. „Die Alternative wären Schrankensysteme – doch die sind für den Handel wenig attraktiv.“ Dafür gebe es drei Gründe. Erstens hätten diese auf Kunden eine abschreckende Wirkung. Zweitens staue es sich in Spitzenzeiten vor den Ein- und Ausfahrten, doch Raum für Warteschlangen sei oftmals nicht vorhanden. Und drittens seien die Systeme sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt sehr teuer.

Kooperation mit App-Anbietern

Auch für Autofahrer soll das kennzeichenbasierte System Vorteile mit sich bringen: Sie müssen nicht an einen Automaten, sondern können ihr Parkticket minutengenau per Smartphone bezahlen. Peter Park ist dazu Kooperationen mit führenden Park-Apps eingegangen – darunter Easypark, Parknow, Paybyphone und Parkster. Das Start-up versteht sich selbst als reines B2B-Unternehmen: „Wir wollten nicht x-te Endkunden-App bauen – da gibt es schon sehr gute Lösungen am Markt“, sagt Schlereth, der Peter Park vor einem Jahr zusammen mit Florian Schaule, Patrick Bartler und Stefan Schenk gegründet hat. 60 Parkflächen hat das junge Unternehmen seitdem mit seinem System ausgestattet.

Brandneu ist die Technologie freilich nicht – auch große Parkhausbetreiber wie Apcoa setzen auf bargeldloses Bezahlen und experimentieren mit der Kennzeichenerkennung. Peter Park zielt indes vor allem auf mittelständische Parkraum-Bewirtschafter sowie auf Kommunen. Letztere umwirbt das Start-up vor allem mit Kostenersparnissen: Wird digital erfasst, wie lange ein Auto parkt, sind manuelle Parkscheinkontrollen überflüssig. Zudem animiert das System zum bargeldlosen Bezahlen, wodurch Automaten seltener geleert werden müssen. Für Barzahler bietet Peter Park aber auch eigene Automaten an, die an die IT-Plattform angeschlossen sind.

Family Office steigt ein

Die Digitalisierung von Parkflächen ist nach Überzeugung der Gründer auch über Kostenersparnisse und Umsatzsteigerungen hinaus zukunftsträchtig. So ermöglicht es die Technologie, die Auslastung von offenen Parkplätzen zu bestimmen – und diese in Parkleitsysteme einzubinden. Auch in Hinblick auf die Elektromobilität ergäben sich Vorteile, wirbt Schlereth: So lasse sich bestimmen, wie viele Fahrzeuge ein „E“ im Kennzeichen tragen – hilfreich bei der Entscheidung, wie viele Ladesäulen auf einer Fläche sinnvoll wären. Man wolle Parkplätze in „vernetzte Mobilitätshubs“ verwandeln, sagt der Gründer.

An die Vision glauben auch erste Geldgeber: Gerade hat ein Family Office einen siebenstelligen Betrag in das Start-up investiert. Peter Park will damit nun auf Expansionskurs gehen: Das Team soll in den kommenden Monaten von 12 auf 20 Köpfe wachsen, auch eine Internationalisierung ist schon angedacht. Zwar erschwert die Corona-Krise gerade manches Vertriebsgespräch. An anderer Stelle wirkt sich die Pandemie aber positiv für das Start-up aus: In den vergangenen Monaten haben viele Großstädte neue Fahrradspuren eingerichtet und mehr Platz für die Außengastronomie geschaffen – zu Lasten von Parkplätzen am Straßenrand. Der Druck, bisher teils ungenutzte Flächen für das Anwohnerparken zu öffnen, steigt damit.