Wenn Menschen Übersetzer brauchen, sollen sie diese über die Plattformen des Offenbacher Start-ups finden. Das geschieht gratis. Aber die Technik dahinter eröffnet zahlreiche Erlösmodelle.
E-Mail-Adresse, Ausgangssprache, Zielsprache, ein Mausklick – und schon sucht das Programm los: Die Plattform Oroboo will Menschen, die Übersetzungshilfe benötigen, unkompliziert per Video mit Menschen verbinden, die die gesuchte Sprache sprechen. „Wir haben ein Tool geschaffen, mit dem man sich jederzeit einen digitalen Dolmetscher beschaffen kann“, fasst Stephan Mourlane die Idee hinter Oroboo zusammen.
Heute startet das Angebot – und die Macher hoffen darauf, dass sich schnell viele Menschen mit soliden Fremdsprachenkenntnissen als Übersetzungshelfer eintragen. Die erklären sich bereit, gratis mit ihrer Sprachkompetenz für die virtuellen Anfragen von Fremden parat zu stehen – auch wenn der Austausch auf maximal fünf Minuten begrenzt ist.
Denn in der ersten Version ist das Angebot für beide Seiten des Videochats kostenlos. “Das Produkt ist soweit, also stellen wir es erst einmal bereit”, sagt Mourlane. Im Blick habe man den Austausch zwischen Flüchtlingen und Ehrenamtlichen, sowie die zahlreichen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die immer mal wieder mit unerwarteten Sprachbarrieren zu kämpfen haben. Die Idee hatte ein Offenbacher Haftrichter, der immer wieder mühsam und zeitaufwändig nach Dolmetschern suchen musste. „Es ist nicht mehr zeitgemäß, dass ein Dolmetscher zwei Stunden lang anreist – und dann eine Viertelstunde übersetzt“, sagt Mourlane.
Über die Anwendung, die aktuell über den Browser und eine Android-App funktioniert – der Apple-Store soll bald folgen – kann man nach einer kurzen Registrierung seine Anfrage stellen. Die geht dann an alle angemeldeten Helfer mit der entsprechenden Sprachkompetenz. Im Idealfall wird der Suchende dann nach kurzer Zeit innerhalb der Anwendung mit dem Dolmetscher verbunden. Das wird nur dann gelingen, wenn viele Menschen mithelfen wollen. Das Ziel der Macher: 10.000 Aushilfs-Dolmetscher bis zum Jahresende – die in der Plattform als “Angel” bezeichnet werden.
Bis Ende des Jahres sei auch die Finanzierung gesichert, sagt Mourlane im Gespräch mit WiWo Gründer kurz vor dem offiziellen Start. Bis dahin wolle man kostenpflichtige Angebote aufgebaut haben, die etwa mehr Funktionen zulassen. Mit der Technik hinter Oroboo sind aber auch ganz andere Einsatzzwecke denkbar.
Michael Anders
Wie krank ist das denn? […]
Ist jeder, der zwei Sprachen mehr oder weniger gut spricht, automatisch ein Dolmetscher? Schonmal was von Hochschulstudium gehört? Was soll ein Richter mit einem Aushilfsdolmetscher, wenn es um strafrechtlich relevante Sachverhalte geht? Wer haftet bei Fehlinterpretationen – die vorprogrammiert sind, wenn man sich solche Hiwis holt, anstatt Profis. Ich würde auch nicht ein Kleinkind, das einen Pinsel bedienen kann, meine Wände streichen lassen. Eine Krankenschwester darf mich nicht operieren und ein Honk, der zufällig im Ausland aufgewachsen ist, aber ansonsten keinerlei Qualifikation aufweist, darf um Himmels willen auch nicht meine Arztgespräche dolmetschen oder womöglich den Ausgang eines Gerichtsverfahrens beeinflussen. Geht’s noch?
Katrin fillinger
Ich finde das hört sich nach einer tollen Idee an, Menschen helfen Menschen.
Ich habe großen Respekt vor den Machern und sage Danke.
Basti Erze
Menschen, die anderen Menschen in Not freiwillig helfen? Tolle Idee!
Finde das Konzept super. Das ist eine neue Art von Sozial Media, die Entstehung einer neuen Community.
Kostenfreie 5 Minuten sind für den privaten Nutzen ausreichend. Das kann jeder iwie und iwann mal aufbringen.
Ich habe mich registriert und werde die App in meinem kommenden Urlaub (Singapur und Malaysia) testen. Hoffe, dass das Netzwerk schnell wächst.
Danke an die Macher!