Wie wird sich Edition F journalistisch entwickeln?
Hoffmann: Inhaltlich konzentrieren wir uns auf die Community. Mit 350.000 Besuchern haben wir eine super Reichweite, aber jetzt müssen wir die Zielgruppe binden. Wir führen Premium-Profile ein. Die kosten einen Zehner im Monat. Dafür gibt es eine Flatrate auf unsere Webinare, ein Discount auf Veranstaltungen und die frühe Freischaltung neuer Features.
Rabatte auf Produkte wird es wohl nicht geben. Shopping-Möglichkeiten haben Sie fast komplett gestrichen. Warum?
Wohlert: Es würde nie eine Einnahmequelle werden, die den Aufwand lohnt. Events und Webinare sind skalierbarer.
Das verwundert mich.
Hoffmann: Webinare sind einzeln buchbar. Du hast immer den gleichen Aufwand, aber kannst ein immer breiteres Publikum erreichen. Erst fünf Leute, dann 500 oder 5000, die alle 20 Euro pro Webinar bezahlt haben. Unser Ziel fürs kommende Jahr lautet, 5000 bis 10.000 zahlende Nutzer zu bekommen, die das Abo unter anderem wegen der inklusiven Webinare abschließen. 10.000 Nutzer mal 120 Euro im Jahr – schöne Zahlen.
„Xing und Linkedin haben Adressbuch-Charakter“
Ist das auch ein klares Bekenntnis: Inhalt statt Shopping?
Hoffmann: Wir haben uns gefragt, wofür wir stehen wollen. Und unsere Themen sind Karriere, Selbstverwirklichung und Work-Life-Balance.
Wohlert: Es gibt wahnsinnig viele Leute mit einer riesigen Lust, dazuzulernen. Dieser Wissensdurst ist Kern von Edition F, nicht Mode-Affiliate-Links.
Sind Veranstaltungen ein reines Instrument zur Mitglieder-Bindung oder auch eine relevante Einnahmequelle?
Hoffmann: Sowohl als auch. Unsere Nutzerinnen wollen belastbare Netzwerke aufbauen. Dazu müssen sie sich persönlich sehen. Zum anderen verdienen wir mit Veranstaltungen durch Sponsoring und Ticketverkauf.
Sie sprechen davon, „inhaltlich geprägte Netzwerke“ aufzubauen, Menschen über Inhalte in Kontakt zu bringen. Xing versucht gerade ähnliches, hat eine Redaktion gegründet. Kommt da ein bisschen…
Hoffmann: …Panik auf? Nein.
Wohlert: Wir haben keine Angst vor Xing oder LinkedIn und andersherum haben die sicher keine Angst vor uns. Unser Ziel ist, überall zu kooperieren, wo es für uns und unsere Zielgruppe Sinn ergibt. Xing und LinkedIn sind anders, die haben Adressbuch-Charakter.
Hoffmann: Wir waren mal im Gespräch mit Thomas Vollmoeller, dem CEO von Xing. Der meinte, sie könnten es auch so machen wie wir. Das glaube ich nicht und habe gesagt: „Ihr habt die Daten, wir die Emotionen.“ Wir haben von Beginn an diesen emotionalen Ansatz gehabt. Bei einer Marke, die lange als Adressbuch bekannt ist, ist das schwer umzusetzen.
David Ricardo
„Innerhalb eines Jahres haben wir es geschafft, auf 350.000 Unique User pro Monat zu wachsen.“ Leider leider ist das alles andere als ein Erfolg! Vor allem, wenn man sich den Unternehmenswert von 4 Mio auf die Fahne schreibt. Es ist ja mittlerweile allgemein bekannt, dass bei der Bewertung von StartUps andere Regeln gelten als in „normalen“ Betrieben, was auch immer der Unterschied genau sein soll.
1. 350.000 Besucher sind keine 350.000 bezahlenden Besucher, ergo Kunden, dass ändert sich auch nicht, wenn man von Unique Usern spricht…
2. Edition F gibt es mittlerweile schon fast 3 Jahre: Weder der USP ist deutlich, noch ist die Gewinnzone auch nur im Entferntesten zu sehen, Umsatz ist im unteren sechsstelligen Bereich nach eigenen Aussagen. Was soll das sein, 100k – 200k Umsatz? Hand aufs Herz, noch nicht mal die laufenden (variablen) Kosten können gedeckt werden. Nach Drei Jahren und Grundkenntnisse der BWL heißt das, macht den Laden lieber dicht. Nach 3 Jahren gilt das auch für StartUps!
3. Hätten die 5 Leute, die Fulltime da arbeiten in der Zeit Döner am Kotti verkauft, hätten sie einen höheren Umsatz generiert.
4. Wer sich über Companisto finanziert, sucht Kapital von Leuten, die keine Ahnung von Venture Capital haben, was eigentlich schon Bände über eine realistische Unternehmensbewertung von Edition F sagt.
5. Wo ist eigentlich das ganze Geld aus den Finanzierungsrunden hin, wenn nichts in Onlinemarketing investiert wird? Riecht danach als werden Verbindlichkeiten der großen Anleger bedient, die eigentlich schon längst raus wollen.
Man könnte dem ganzen jetzt entgegen, dass institutionelle Investoren noch mit an Bord sind. Ich vermute mal, dass die dafür verantwortlichen Personen, das ganze weiter Finanzieren, damit es nicht Abgeschrieben werden muss und als Lose in den Büchern steht und mit ihnen als Person in Verbindung gebracht wird. Oder man möchte seine Ausgaben in die Höhe treiben um Steuern zu sparen, ich glaube es ist eher ersteres und spätestens im Dezember 2016 wird es Edition F nichtmehr geben. Egal, am Ende Zahlens dann die Leute, die bei Companisto und Co ihre stillen Anteile kaufen. Und das ist eigentlich das schäbige, weswegen ich so viel Galle Spucke.
Eigentlich Schade, die Idee der Plattform ist eigentlich ziemlich cool aber die Umsetzung ist wieder so Stümperhaft, was für Berlin eigentlich relativ typisch ist. Da schreibt man sich Qualitätsjournalismus auf die Fahne und Gleichzeitig gibt man zu, dass es 2 Redakteure gibt, 500 Artikel von Usern geschrieben werden und man für investigatives nicht die Zeit hat. Das merkt man den Artikeln leider auch an, in der Regel ist das ziemlich unterirdisch. Dadurch wird meiner Meinung nach auch gar nicht die Zielgruppe angesprochen, die moderne selbstbewusste Frau, die mit beiden Beinen in der Geschäftswelt steht (und Geld hat), sondern primär Leute aus der StartUp Szene selbst, die dann alle in Berlin sitzen oder Leipzig und das nächste „Große Ding“ oder Projekte planen, Studenten im 15 Semester, die glauben, der Blog über ihren Alltag, den könnte man beruflich nach dem Studium vorführen…
Moritz Mustermann
david Ricardo. Vielen Dank für die Mühe dieses Kommentars. Willkommen in der Generation Ratio.
MrTomtom
Ausgezeichnete Analyse der Sachlage. Ich komme zu dem selben Ergebnis bei Edition f.
Das generelle Problem der deutschen Starter Szene ist weniger die Kapitalaquisition, sondern das die jungen Leute, die was können ihre Seeligkeit in einem großen (Automobil)Konzern als wenigstens einmal sich in der Selbständigkeit zu versuchen. Eine Mentalitätsfrage quasi.
P.S: Die Umsatzzahlen nach 3 Jahrem ist genauso ernüchternd, wie die Tatsache, dass Edition f nur 20k Fans hat auf Facebook…… Als Hippes Onlinemedium!!!
Tina
Herr Ricardo,
kann es sein, dass Sie die Beiträge über Editionf regelmäßig kritisch kommentieren?
200.000 Umsatz ist doch gar nicht schlecht! Abzüglich von Steuern kann man damit doch schon einige Leute mit 40.000 oder so im Jahr bezahlen
Dudeness
Umsatz und Gewinn sind zwei unterschiedliche Schuhe und Dir scheinbar nicht bekannt 😉
Max Hansmann
Das von den Geschäftsführerinnen, dass bisher erreicheichte als Erfolg kommuniziert wird aufdem aufgebaut werden kann empfinde ich schon als etwas anrüchig! Trotzdem viel Erfolg!
Farbenfreundin (@farbenfreundin)
Total spannend! Ich schaue regelmäßig auf der Seite vorbei und habe auch schon Beiträge verfasst. Tolles Start up und ich bin gespannt, wie es weiter geht!
Dirk Hollatz
“Webinare sind einzeln buchbar. Du hast immer den gleichen Aufwand, aber kannst ein immer breiteres Publikum erreichen. Erst fünf Leute, dann 500 oder 5000, die alle 20 Euro pro Webinar bezahlt haben. Unser Ziel fürs kommende Jahr lautet, 5000 bis 10.000 zahlende Nutzer zu bekommen, die das Abo unter anderem wegen der inklusiven Webinare abschließen. 10.000 Nutzer mal 120 Euro im Jahr – schöne Zahlen.”
Wohl eher schönes Luftschloss…
Das der Frau Hoffmann diese Behauptungen gar nicht peinlich sind…
Viel Glück beim Monetarisieren des Webcontents und die Umstellung auf ein Abomodell. Würde mich wundern wenn mehr als 500 Teilnehmer im gesamten Jahr an einem “Webinar” teilnehmen.
Torben
ich habe noch nie einen Artikel hier im Gründerbereich gelesen, der soviel Resonanz erfahren hat und dann noch so negative…
Onlinemedien sind in der Gründerszene sicher nichts ungewöhnlich aber Edition f hab ich schon öfter gehört wegen dem vielen eingesammelten Kapital. Das man sich jetzt in der Community so stark drann reibt, scheint dann tatsächlich an den sogar für die Gründerszene absurd schlechten Kennzahlen zu liegen und das man trotzdem noch Kapitalgeber findet. Neid oder Unverständnis oder beides?
VC Heinz
Die Artikel haben allesamt Klatschblattniveau
Karen Heitmann
Ich bin von Edition F leider sehr enttäuscht. Die Artikel haben immer einen solchen FeelGood Charakter, der mich stets an dieses Chaakaa, du schaffst das! Von diversen Personal Coaches erinnert. Schlimmer ist aber, dass die Artikel auch eine inhaltliche Qualität besitzen, die ich sonst aus der Brigitte vom Friseurbesuch kenne. Letzter Anstoß mich von der Plattform abzuwenden, waren die Tipps zum Thema Standing im Büro. Trivialer und selbstverständlicher könnten die Tipps nicht sein. Komm pünktlich, sei aufmerksam, antworte auf E-Mails (Kleine Kostprobe: Siehe Link im Header). Auch die Videoreihen find ich persönlich überhaupt nicht ansprechend, wo sich junge Unternehmerinnen vorstellen: Als würde sich das weibliche Unternehmertum auf Berlin beschränken, Mode, Journalismus oder Autorenschaft als einzigen Inhalt beinhalten. Schlimm ist, dass damit eigentlich alle Vorurteile aus der Wirtschaftswelt auch noch bedient werden, die man so über die weibliche Selbstständigkeit hat. Ich finde es wirklich sehr Schade, dass es im deutschsprachigen Raum noch kein Magazin gibt, dass auf weibliche joung professionals zugeschnitten ist. Ich werd der Sache noch ne Chance geben und mich mal bei so nem Seminar anmelden aber große Hoffnung habe ich nichtmehr, dass ich davon positiv überrascht werde.
Günther
Das der interviewführende Redakteur bei diesen Zahlen nichtmal kritisch nachfragt ist schon sehr verwunderlich… Mitlerweile ist in der deutschen Gründerszene jemand schon erfolgreich mit seinem Geschäftsmodell, wenn er von irgendjemanden Kohle einsammelt
julia
wie bei einem onlinemedium mit so geringen besucherzahlen eine bewertung von 4 millionen euro zu rechtfertigen ist, verstehe ich nicht. geld sucht wohl gerade verzweifelter denje eine anlage
Dudeness
Haha, die Kommentare sind hier einfach mal das Geilste! Dauernd steht bei mir Rechts dieser Artikel…
Köstlich amüsiert! Wie kann man nur soviel Energie darauf verschwenden wie dieser David, so einen Unsinn wie Edition f zu kommentieren… Das ist doch nur wieder irgendein Klon von einer englischen Plattform, die hofft in einem Jahr gekauft zu werden! Bis dahin muss man sich irgendwie finanzieren und lügt sich selbst einen in die Tasche… Abomodell, Salesteam, Jobbörse. Haha Leute, kein Wunder das alles ab 40 die Augenbrauen hochzieht, wenn man sagt, dass man sich mit einem StartUp selbstständig machen möchte. Die haben dann immer so einen Nonsens wie diesen Fashion-/Lifestye-/Businessblog im Kopf…
Bettina
Organisches Wachstum und kein Geld für Facebook? Das in der heutigen Welt als neues innovatives Onlinemedium zu wagen, ist entweder mutig oder einfach nur fahrlässig! Als Kleinanleger der drölfzigsten Finanzierungsrunde frage ich mich mittlerweile aber schon, wo das ganze Geld aus den Finanzierungsrunden hin ist.
Ich hab meine 250 Euro jedenfalls schon abgeschrieben, lese ab und an trotzdem gerne Artikel von der Seite. Ob ich dafür aber jetzt Geld bezahlen würde, glaube ich eher nicht.
David Ricardo
Hier ist ja einiges passiert, sehr interessant!
Verschlagen hats mich nochmal hierger, da ich gerade Gesehen habe, dass Edition f ca. 1,5 Mio Umsatz damals im Forecast für Companistoinvestoren im Jahr 2016 veranschlagt hat.
In Anbetracht der prognostizierten Zahlen in dem Forecast bei Companisto (Für 2015 wollte man auch schon im 7stelligen Bereich liegen) und dem tatsächlich erreichten Ende 2015 grenzt es schon an Selbstbetrug mit dem Ergebnis zufrieden sein zu wolllen…
Lasersushi
Ich bin wirklich gespannt was aus Edition F wird. Ich habe selbst bei einer der Companisto Finanzierungsrunden mitgemacht. Die Idee finde ich sehr gut. Ein Medium, das endlich einmal Artikel schreibt, die die moderne Geschäftsfrau von Welt intressiert aber auch Frauen im Allgemeinen. Arbeite selber in Berlin als Selbstständige im Bereich Internetblogging und strategische Beratung – ich kenne die Gründerinnen sehr gut und habe mit Susann und Vanessa öfter zusammengearbeitet. Wenn Jemand das Zeug dazu hat, aus Edition F eine starke Marke zu machen, dann die Beiden. Freue mich auf zukünftige gemeinsame Projekte und wünsche den Beiden viel Erfolg.
Konstantin
Eine Website die monatlich 50.000 Besucher hat mit 1,5 Millionen Euro zu bewerten ist wirklich sportlich.
Nach über einem Jahr gerade einmal 300.000 Besucher zu verzeichnen, bei so einem Budget ist das wirklich alles andere als gut. Und dann noch zu sagen, die Seite ist vier Millionen Euro Wert? Die Companisten tun mir leid, die da investiert haben.