Vor knapp vier Jahren habe ich den Reiseveranstalter jovenTOUR gegründet und beschäftige mich seitdem mit den ganz normalen Aufgaben einer Betriebswirtin: Ein- & Verkauf, Produktmanagement, Marketing, Personal, Finanzen und Bilanzen. Ein ganz normaler Bürojob, der sich aber selten an klassische Bürozeiten von neun bis 17 Uhr hält. Und doch nehme ich mir zwei Mal im Monat die Freiheit raus , das Büro zu verlassen, packe meinen Koffer, binde meine Haare zum Dutt, ziehe eine Uniform an und werde zur Stewardess. So wie ich es damals schon den Tanten prognostiziert habe.

An zwei langen Wochenenden im Monat gehe einfach meinem Job fremd und lebe den Beruf, der mich schon immer fasziniert hat. Während der Firmengründung war das Fliegen eine gute Möglichkeit, ein gesichertes Einkommen zu haben. Heute bietet mir das Fliegen die Möglichkeit, vom Gründeralltag Abstand gewinnen zu können.

Obwohl ich beide Berufe liebe und die Kombination sich gut vereinbaren lässt, wird mir immer wieder eine Frage gestellt: „Und wann hörst du mit dem Fliegen auf?“ Die Antwort ist: gar nicht. Ich möchte einfach keine Jobmonogamie leben.

Wer in Deutschland zwei Jobs nachgeht, wird automatisch in die sozial unteren Schichten gesteckt, denn ein Zweitjob gilt oftmals als reine Aufstockung des Mindestlohns. Wir vergessen dabei gerne, dass gerade die Spitzenverdiener in Deutschland eine Menge Nebenjobs haben: einen Sitz im Aufsichtsrat hier, eine Professur dort.