Nicht jeder Gründer widmet sich seinem Start-up in Vollzeit. Flugbegleiterin Meike Haagmans erzählt im Interview, wie sie neben ihrem Job eine Reiseagentur aufgebaut hat.
Nicht jeder Gründer widmet sich seinem Start-up in Vollzeit. Viele junge Unternehmen entstehen nebenbei – während der Gründer noch studiert oder arbeitet. Der KfW-Gründungsmonitor 2014 verzeichnet sogar ein deutliches Plus an Nebenerwerbsgründungen. Sie machen fast zwei Drittel der gesamten Gründungen in Deutschland aus. Die Gründung nebenbei bietet oft noch die Sicherheit des alten Jobs, gleichzeitig aber die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Doch das kann auch eine Doppelbelastung sein.
Meike Haagmans zählt zu den sogenannten Nebenerwerbsgründern. Die 33-Jährige arbeitet seit zwölf Jahren als Flugbegleiterin für eine große deutsche Fluggesellschaft. Vor drei Jahren gründete sie im Nebenerwerb ihre Reiseagentur Joventour, die organisierte Reisen mit Linienbussen durch Lateinamerika anbietet. Im Interview erklärt sie, warum sie diesen Schritt gegangen und auf welche Probleme sie gestoßen ist.
WirtschaftsWoche Gründer: Frau Haagmans, wie wichtig ist Ihnen Sicherheit?
Meike Haagmans: Sehr wichtig.
Haben Sie deshalb ihren festen Job bei der Gründung ihres Unternehmens beibehalten?
Nein. Durch das feste Gehalt und die Sozialversicherung bin ich viel experimentierfreudiger. Wäre ich auf das Geld angewiesen, hätte ich manche Dinge niemals ausprobiert.
Was zum Beispiel?
Ich hatte genügend Zeit, Strategien auszuprobieren, die nicht direkt zum Umsatz führten: Die Zeit, die ich zum Beispiel in meinen Blog oder auch Bewerbungen für Auszeichnungen investiere, müsste ich sonst verkaufsorientierter nutzen.
Warum haben Sie nicht Vollzeit gegründet?
Weil ich beides mag, die Arbeit als Stewardess und als Unternehmerin. Ich will nicht aufgeben, was ich gerne mache, solange es zeitlich machbar ist.
Wie funktioniert das in der Praxis? Sie können ja nicht beides gleichzeitig machen.
Das stimmt. Aber da ich die ersten 14 Tage des Monats flugfrei habe, kann ich mich in dieser Zeit ausschließlich um mein Start-up Joventour kümmern. Und da ich insgesamt nur acht oder neun Tage im Monat fliege, ist es relativ problemlos möglich, beides zu vereinbaren. Das Fliegen sehe ich eher als ein Art Hobby, gerade weil ich der Tätigkeit so gerne nachgehe. Für mich ist das Fliegen keine Verpflichtung, wie andere Berufe, sondern viel mehr Passion.