Die Löwen konnte Christof Baum nicht von seinen fußfreundlichen High Heels überzeugen – dafür stiegen nach der Aufzeichnung andere namhafte Investoren ein.
Wer schön sein will, muss leiden, heißt es häufig, doch diesen Spruch wollte Christof Baum so nicht stehen lassen. Seit seiner Kindheit hörte der studierte Schuhtechniker seinen Vater, einen Orthopäden, über die Folgen von herkömmlichen High Heels für die Gesundheit von Füßen und Gelenken sprechen. Und so beschloss Baum die Frauen von diesem Leid zu befreien und gründete nach vier Jahren Experimentieren sein Start-up Maison Baum. In die gestern ausgestrahlte Folge der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ kam er mit High Heels, die dank eines anatomisch geformten Fußbetts das Gewicht optimal verlagern sollen und somit ein angenehmeres Tragegefühl versprechen.
Um den neuartigen Schuh groß auf den Markt zu bringen, erhofften sich Baum und seine Mitgründerin Sophie Tréhoret 200.000 Euro – und waren bereit dafür für 15 Prozent der Firmenanteile abzugeben. Während die Männer in der Jury sich eher zurückhaltend zeigten, waren die beiden Löwinnen angetan. Investieren wollten sie am Ende aber nicht. Wie Christof Baum diese Entscheidung bewertet, welche Investoren er stattdessen an Bord holen konnte und wer zu seinen prominente Kundinnen zählt, erzählt er im Interview.
Herr Baum, Ihr Pitch war ein ziemliches Auf und Ab. Judith Williams war vom Tragekomfort Ihrer Schuhe begeistert und überlegte kurzzeitig mit Frank Thelen einzusteigen. Dann besprachen sich plötzlich Dagmar Wöhrl und Judith Williams – und am Ende entschieden sich doch beide Löwinnen gegen ein Investment. Waren Sie überrascht?
Nein, nicht wirklich. Wir haben damit gerechnet, dass es schwer werden würde, weil die Sendung nicht so gut zu unserem Produkt passt – beziehungsweise umgekehrt. Hochhackige Schuhe sind ja gewissermaßen ein Nischenprodukt und solche haben es traditionell schwer bei den Löwen. Hinzu kommt, dass die männlichen Investoren häufig sofort bei Produkten aussteigen, die auf Frauen zugeschnitten sind. Sie sind dann gar nicht bereit, genauer hinzusehen, welches Potential diese Produkte mitbringen. Zu sagen, „Ich trage selber ja keine High Heels“ finde ich als Begründung für einen Ausstieg ein bisschen schwach. Ich glaube nicht, dass John Mehas – der CEO von Victoria’s Secret – privat Dessous trägt.
Aber immerhin gab es zwei Frauen in der Jury.
Dagmar Wöhrl wäre unsere Favoritin gewesen.
Nicht Judith Williams? Mit ihr schien es einen größeren Austausch gegeben zu haben.
Sie ist privat sehr am Thema Mode und Styling interessiert, aber wir haben ihre vergangenen Investments genau analysiert – und sie beteiligt sich nicht an Start-ups aus diesem Bereich. Ihr Schwerpunkt ist und bleibt Beauty. Dagmar Wöhrl als Unternehmerin und Politikerin, mit ihren Beziehungen zu Kaufhäusern, wäre für uns ideal gewesen.
Sie stieg aus mit der Begründung, dass der Schuhmarkt sehr designgetrieben sei. Sie und Judith Williams hatten Zweifel, ob Sie ausreichend Kompetenz in diesem Bereich mitbringen.
Ungerechterweise muss man sagen. Andere High-Heel-Marken können sich nur durchs Design unterscheiden. Unser Augenmerk hingegen lag nicht auf Blümchen und Schleifchen, sondern auf der Entwicklung eines völlig neuartigen Schuhs, der Design und Komfort miteinander vereint. Zudem haben wir mit Sophie Tréhoret eine französische Mode-Expertin an Bord, die 25 Jahre Erfahrung in der Branche mitbringt und sich um die Entwürfe kümmert. Wir wollen gerade keine extravaganten Modelle entwerfen, sondern setzen auf klassisches Design – auf Schuhe, die nicht dem Trend einer Saison unterworfen, sondern über mehrere Jahre tragbar sind und zu vielen Anlässen passen. Wir wollen nachhaltig und zeitlos sein, der Zeitgeist geht sowieso in diese Richtung. Nachhaltigkeit statt Fast Fashion.
Wie ging es für Maison Baum nach der Aufzeichnung weiter?
Wir hatten das Glück, andere Investoren von uns überzeugen zu können, unter anderem den Head of Strategy von Lieferheld Ralf Wenzel und den in der Schweiz ansässigen deutschen Business Angel Conny Boersch, der auch in Wirecard investiert ist und den ich schon seit meinem BWL-Studium in St. Gallen kenne. Sie sind Visionäre und passen deshalb perfekt zu uns.
Die Investoren konnten Sie also überzeugen. Wie sieht es mit den Kundinnen aus?
Unsere Kundinnen sind mit dem Produkt extrem zufrieden. In den neun Monaten, seit denen wir mit unserem Online-Shop am Markt sind, haben wir bereits über 300.000 Euro Umsatz gemacht. Wer unsere Schuhe kauft, schickt sie 50 Prozent seltener zurück als in der Branche üblich. Und wir haben viele „Wiederholungstäterinnen“. Ein Viertel der Frauen, die einmal bestellt haben, kaufen auch mindestens ein weiteres Paar. Etliche nehmen das gleiche Modell sogar in verschiedenen Farben.
Auf Ihrer Homepage sieht man die Journalistin und Medien-Unternehmerin Sabine Christiansen.
Sie ist eine unserer Stammkundinnen, ebenso wie Carola Förster von NTV. Und die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat vor kurzem ihr erstes Modell Aphrodite erworben. Sie kam in Begleitung von drei Bodyguards zu Tatem, einem unserer Berliner Verkaufsstellen, der unter anderem Maison Baum verkauft und hat sich für unsere High Heels entschieden.
Das klingt eher seriös. Was tun Sie, wenn morgen Pro Siebeen anruft und fragt, ob Sie die Teilnehmerinnen von Germanys Next Topmodell in der nächsten Staffel mit Ihren Schuhen ausstatten wollen?
(lacht) Lassen Sie mich kurz überlegen. Ja, doch, ich würde Heidi Klum und ihren Kandidatinnen gerne helfen, zukünftig bequemer zu laufen – obwohl ich ziemlich sicher bin, dass es zumindest bei Frau Klum auch in normalen High Heels ziemlich gut klappt. Falls sie Schmerzen haben sollten, sieht man es ihr zumindest nicht an.
Was haben Sie sich für dieses Jahr vorgenommen?
Wir wollen neben dem Onlinegeschäft auch den Handelsvertrieb weiter ausbauen und deutschlandweit mehr Geschäfte gewinnen, die unsere Produkte auf der Fläche haben. Aktuell sind es 15 Läden in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und sogar einen auf Mallorca. Es ist uns wichtig, schon früh international durchzustarten. Momentan haben wir die meisten Kundinnen in Frankreich. Aber auch in Singapur, den USA und Dubai kaufen Frauen unsere High Heels – und das ohne Werbung, nur über Mund zu Mund-Propaganda. Die Corona-Krise hat uns glücklicherweise bisher nicht getroffen, die Bestellzahlen im Online-Shop sind stabil. Wir hoffen, dass das so bleibt.