Leverton hilft Banken, Versicherungen, Industriekonzernen und Anwaltskanzleien bei der Verwaltung ihrer Dokumente.

Von Florian Zerfaß

Nach nur drei Jahren bewegt sich Leverton schon in der Welt der Hochfinanz und Großindustrie. Das Berliner Start-up bietet eine cloud-basierte Software an, mit der zum Beispiel die Fondsfirma Union Investment Immobilienportfolios verwaltet. Die Software liest Verträge aus und analysiert sie mit künstlicher Intelligenz. Wenn der Portfoliomanager Informationen daraus braucht, muss er nicht mehr die kompletten Verträge lesen, sondern kann sich von der Software die relevanten Stellen zeigen lassen.

Ein Beispiel: Ein deutscher Immobilienfonds kauft ein Shoppingcenter in Madrid. Wenig später bricht das Vordach ein und beschädigt die Einkaufswagen. Der deutsche Portfoliomanager will wissen, ob er die Reparaturen selbst bezahlen muss oder ein anderer dafür haftet. Bei Immobiliendeals kommen schnell Verträge von mehreren hundert Seiten zusammen. Statt nun selbst hunderte Seiten auf Spanisch verfasster Verträge zu durchforsten, kann sich der Manager mit der Leverton-Software die Stellen zeigen lassen, an denen die Haftung geregelt ist – und sich die Vertragsinhalte auch gleich auf Deutsch oder in eine andere Sprache übersetzt anzeigen lassen.

„Der Vorteil liegt darin, schnell auf relevante Vertragsinhalte zugreifen zu können“, sagt Leverton-CEO Emilio Matthaei. Die Software kann zudem die analysierten Inhalte so extrahieren, dass sie in andere Systeme wie etwa SAP eingespielt werden können. Sie hilft so bei der laufenden Verwaltung von Verträgen, weil unter anderem stichtagsbezogene Informationen automatisch im System angezeigt werden können.

Wenn beispielsweise ein Mieter einer Gewerbeimmobilie ein Sonderkündigungsrecht hat, erkennt die Leverton-Software das Datum und zeigt dem Portfoliomanager vorher an, dass demnächst ein Sonderkündigungsrecht ausgeübt werden kann. Er kann dann direkt zu der relevanten Vertragsstelle springen und nachschauen, was die vereinbarten Voraussetzungen für eine Sonderkündigung sind. Dann kann er überlegen, ob eine Kündigung unwahrscheinlich ist, ob er das Gespräch mit dem Mieter suchen muss oder sich vielleicht auch schon auf die Suche nach einem Nachmieter begeben sollte.

Im Finanzsektor ist auch die Verwaltung von Kreditverträgen ein Einsatzbereich für die Leverton-Software. Das Start-up ist ein Spin-Off des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz und wurde 2012 vom Bundeswirtschaftsministerium mit dem Gründerpreis „IKT Innovativ“ ausgezeichnet. 2014 erwirtschaftete Leverton einen Umsatz von mehr als einer Million Euro, 2013 war es noch weniger als ein Drittel davon. Wichtiger noch als die jüngsten steilen Anstiege bei Umsatz und Mitarbeiterzahl ist Matthaei aber etwas anderes. „Wir sind schon seit zwei Jahren profitabel“, sagt er stolz.

Den Wachstumskurs wollen Matthaei und seine Mitgründer fortsetzen – aber nicht um jeden Preis. „Wir wollen unseren Job gut machen, fähige Leute einstellen und unsere Technologie weiter ausbauen. Dann kommen wir langfristig schon voran. Wir müssen nicht wie manche Start-ups rasant wachsen, damit die Story weiter funktioniert.“

Auch Daniel Hopp, Sohn von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp, traut Leverton viel zu. Bei der ersten Finanzierungsrunde im Juni griff er mit seiner DAH Beteiligungs GmbH zu und kaufte für fünf Millionen Euro 20 Prozent der Anteile.

Start: 2012

Gründer: Reinhard Edelmann, Florian Kuhlmann, Emilio Matthaei (im Bild von links), Lorenzo Matthaei

Mitarbeiter: ca. 30

Kunden: Mehr als 50 (u.a. Goldman Sachs, Deutsche Bank, Linde, Bilfinger, Strabag, Jones Lang Lasalle, Clifford Chance)