So schön die (Büro)gemeinschaft ist, sie schränkte auch ein, findet Meike Haagmans. Sie hat Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden, doch sind die bezahlbar?
Mittwoch ist Kolumnentag bei WiWo Gründer: In ihrer Kolumne beschäftigt sich Meike Haagmans, Flugbegleiterin und Gründerin, mit dem Thema, wie sich ihre beiden Leidenschaften vereinen lassen. Wenn sie nicht gerade bei uns schreibt, bloggt Meike Haagmans über ihre Erfahrungen mit ihrem Reiseveranstalter Joventour und gibt auf ihrer Webseite viele Tipps für Nebenbei-Gründer.
Es fühlt sich an wie damals, im Alter von 19 Jahren. Es ist Zeit. Zeit auszuziehen. Die Sachen zu packen und das Nest zu verlassen. Auf eigenen Füßen zu stehen. Die eigenen vier Wände um sich zu haben.
Fünf Jahre lang habe ich Joventour in einer Bürogemeinschaft aufgebaut. Zuerst in den Räumen der Firma meines Stiefvaters, später in einer eigenen Bürogemeinschaft. Immer mit meiner besten Freundin, die ich seit der Einschulung kenne – sie Grafikerin und Fotografin, ich mit meinem Reiseveranstalter. Grundverschieden und doch haben wir uns perfekt ergänzt. Es tat gut, jemanden in der Nähe zu haben, mit dem man auch mal Probleme besprechen konnte.
“Ich als Hauptmieter war für alles verantwortlich”
Unser zweites Büro war wunderschön. Eine alte Fabrik, die für junge und kreative Unternehmen umgebaut worden war. Es gab Stäbchenparkett und Eiermann-Schreibtische. Aber das Büro war groß, und 110 Quadratmeter konnten wir uns alleine noch nicht leisten. Also nahmen wir zwei weitere Untermieter in die Bürogemeinschaft auf. Was auf der einen Seite eine finanzielle Entlastung war, brachte auf der anderen Seite neue Herausforderungen mit sich.
Ich als Hauptmieter war für alles verantwortlich: Der Steuerberater des einen Untermieters verlangte eine monatliche Rechnung, dem anderen reichte der Mietvertrag. Ist die Putzfrau krank, bleibt es dreckig. Der Ablesedienst kann nur montags kommen und Klopapier muss gekauft werden. Die Kaffeemaschine ist kaputt – wer musste sich darum kümmern? Genau, ich. Irgendwann stellte ich fest, dass ich immer mehr Zeit in die Organisation des Büros legte. Zeit, die ich für mein Unternehmen brauchte.
So schön die Gemeinschaft auch war, sie schränkte auch ein. Über jedes Bild, das angehangen werden sollte, diskutierten wir. Und für jeden zusätzlichen Schreibtisch für Joventour musste ich mir erst die Zustimmung meiner Mit-Mieter einholen. Ich konnte nicht frei entscheiden, wen ich wann und wo einstellte.
Schwierige Suche nach dem eigenen Bro
So entwickelte sich langsam, aber sicher der Wunsch nach den eigenen vier Wänden. Als im Januar dieses Jahren ein Untermieter kündigte, merkte ich, dass es Zeit war, diesem Bedürfnis nachzukommen. Keiner der anderen Untermieter übernahm die Bürogemeinschaft und so lösten wir diese auf. Es fühlte sich richtig und gut an.
Nicht ganz so gut verlief dann aber die Suche nach unserem ersten eigenen Joventour-Büro. Ich schaute nach einem Einzelbüro, das Raum für drei Arbeitsplätze und eine kleine Sitzecke bot. Nicht groß, 25-30 Quadratmeter sollten reichen. Am liebsten wieder in Gesellschaft – um im Austausch mit anderen jungen Firmen zu bleiben. Auch die Tatsache, dass wir einen Besprechungsraum brauchen, führte meine Suche immer wieder zu Co-Working Spaces, Inkubatoren oder Büro-WGs.
Karsten Butze
Es gibt auch Zwischenlösungen. Z.B. in unserem Technologie- und Gründerzentrum. 6 €/m². Nebenkosten ca. 2 €/m². Moderne Einzel-Büros, Konferenzräume zum Anmieten (ab 15 €/h).
Es kommt immer darauf an, wer der Träger ist, in unserem Fall die Stadt also nicht gewinnorientiert. Sie ist dagegen interessiert innovative Unternehmen anzusiedeln und stellt diesen bei Wachstum auch dann gleich das passende (erschlossene) innerstädische Gewerbegrundstück zur Verfügung (10 €/m²).
DAS nenne ich einmal ein Rundum-Sorglos-Paket. Es soll mir kein Kommunalbeamter erzählen, das geht nicht. ES geht!
Ulrich Graumann
Da bieten sich “Innovationszentren” (auch Gründerzentren, Technikzentren oder Technologiezentren genannt)an. Gibt es rund dreihundert in Deutschland und die Mieten liegen bei rund 10 EUR (inkl. Nebenkosten, je nach Standort)
Meike
Hallo Ulrich, danke für den Hinweis – diese hatte ich als Büro-Option so nicht auf dem Schirm. Viele Grüße, Meike
Coworkit - Coworkign Space Solingen
Hallo Meike,
wir können Deine Erfahrung mit Coworking-Spaces nicht ganz teilen. Denn wenn man am Rande der großen Startup-Metropolen einmal schaut, dann gibt es dort in den Spaces durchaus günstige Büros.
Natürlich stapeln sich dort keine 500 Personen in einem Space, dafür ist es aber sehr familiär und wenn man unbedingt die Großstadt braucht, ist diese meist in unter 30 Minuten erreichbar. Dort etabliert sich auch mehr und mehr eine lebendige Startup- und Coworking-Szene. Und für Menschen mit dem Wunsch nach einem ruhigen Einzelbüro ist das vielleicht ein gutes Angebot. Wo die Spaces liegen -> dafür gibt es eine schöne Karte für NRW: https://www.droid-boy.de/coworking-in-nrw-officespace-map-karte/
Viele Grüße
Das Team vom coworkit
Meike
Liebes Coworkit-Team,
danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, meinen Beitrag zu lesen und einen Kommentar zu schreiben. Ich bin mir bewusst, dass es Anbieter gibt, die kostengünstiger sind. Ich hatte tatsächlich stadtnahe Locations angesehen und genau die waren, im Vergleich zu der Lösung, die ich am Ende gefunden habe, viel zu teuer. Ich frage mich einfach: wenn Co-Working Spaces sich (in der Regel) gezielt an Start-ups und Kreative wenden – wie soll ein junges Unternehmen das zahlen? Und wenn sie es zahlen, um eine coole Location zu haben – wo fehlt es dann am anderen Ende? Vielen Dank in jedem Fall für die Karte, die mit Sicherheit dem ein oder anderen Suchenden helfen wird. Ich bin ja nun fündig geworden.
Viele Grüße, Meike