Mittendrin in einem traditionellen Versicherungsstandort – und doch ist der Kontakt nicht mit jedem Unternehmen einfach. PBM berichtet aus dem Ökosystem im Rheinland.

Montag ist Kolumnentag bei WirtschaftsWoche Gründer. In regelmäßiger Folge erzählen Start-ups, die sich in den über das ganze Land verteilten Digital Hubs engagieren, aus ihrem Ökosystem. Heute berichtet Ralf Pispers von PBM. Das Start-up will mit seiner Software die Kommunikation mit Kunden bei Banken und Versicherern verbessern. Das junge Unternehmen ist Teil des InsurTech Hubs in Köln. 

Ihr seid Teil des InsurTech Hub Köln. Warum?
Als Kölner Unternehmen war für uns klar, dass wir uns an der Initiative beteiligen wollen. Wir waren sowohl im Accelerator-Programm des InsurLabs und sind auch offizielles Mitglied. Für uns zahlt es sich aus, durch den Hub so viele Versicherungsgesellschaften, Investoren und Leute aus der Branche zu treffen. Das Netzwerk, was wir uns versprochen haben, haben wir dort auch gefunden.

Was gefällt euch am Ökosystem vor Ort? Was sind die Stärken der Region – inhaltlich und infrastrukturell?
Köln ist schon immer ein großer Versicherungsstandort. Wenn ich normalerweise Versicherungen treffen will, brauche ich Messen und Konferenzen. Im Hub kommt eine große Anzahl von Versicherer zusammen, das kriegt man so in der Fülle sonst nicht. Außerdem zeichnet sich Köln auch einfach als Standort zum Netzwerken aus, die Kölner sind gesellig und man redet wirklich auf Augenhöhe, auch mit einem Versicherungsvorstand.

Woran mangelt es noch?
Wenn man über die Risikokapital-Szene spricht, ist man in Deutschland natürlich anders unterwegs als in Amerika oder China. Den Kontakt zu Investoren in Deutschland aufzubauen, ist in hier schwieriger als in anderen Ländern. In Deutschland kokettiert man sehr gerne mit Start-ups, aber wenn es darum geht, über Finanzierung zu reden, dann sind die Aktivitäten deutlich kleiner.

Wie hat sich die Nähe zu anderen Gründern im Hub ausgezahlt?
Ich habe ganz viel von den anderen Gründern gelernt, gerade von Start-ups, die schon länger am Markt sind als wir. Ein Thema, was uns immer wieder genannt wurde, ist: Fokussiert euch. Konzentriert euch auf ein bis zwei Kernthemen, die du in den Markt bringst, greif nicht zu breit dran. Gerade das hat uns am Anfang sehr geholfen.

Wie leicht findet ihr in eurer Region Mitarbeiter?
Das Thema ist richtig schwierig. Wir sind in Köln tatsächlich kein Tech-Standort. Darüber hinaus ist im Versicherungsbereich die Ressourcenlage sowieso angespannt und durch die Corona-Situation sind viele nicht wechselbereit. Wir versuchen die Nähe zu den Universitäten schon sehr früh aufzubauen, beispielsweise haben wir immer Werkstudierende beschäftigt, die danach bei uns auch fest einsteigen können. Außerdem wollen wir auch über Corona hinaus anbieten, dass es egal ist, wo die Person letztlich sitzt und man so auch im Ausland ein fester Bestandteil unseres Teams werden kann.

Und wie steht es in eurem Ökosystem um den Zugang zu Kapital?
So, wie man es sich auch vorstellt: Wir kommen über die Netzwerkveranstaltungen, die rund um den Hub Köln stattfinden, in Kontakt mit Investoren oder mit Leuten aus der Branche, die wiederum mit Investoren zusammenarbeiten. Wir haben Smart-Money-Investoren, das heißt wir haben 13 Investoren, die mit einem kleineren Ticket eingestiegen sind und alle aus der Branche kommen. Das war super für uns, weil sie uns durch das Branchen-Know-how auch fachlich sehr weiterhelfen.

Wie gut gelingt die Zusammenarbeit mit Mittelständlern und Konzernen?
Mittlerweile funktioniert es gut. Meine Einschätzung bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen ist aber, dass man in Deutschland zwiegespalten ist: Man findet Start-ups extrem spannend und interessiert sich auch für Innovation, aber man hat gleichzeitig ein extremes Sicherheitsbedürfnis und scheut Investitionen in eine neue Technologie. Das hat uns zu Beginn schon das Leben schwer gemacht. Es hat sich gebessert, als die ersten großen Unternehmen bei uns auf der Plattform waren. Ich würde sagen, es ist schwer für ein deutsches Start-up, aus der Proof of Concept Phase in einen größeren Auftrag zu kommen.

Würdet ihr euch von Behörden mehr Unterstützung wünschen?
Bestimmte Vorgänge brauchen natürlich schon lange. Natürlich würden wir uns wünschen, dass man das ein oder andere, wo man 15 Mal zum Notar läuft, auch mal digital machen kann. Aber es hält uns im Alltag nicht auf – da gibt es andere Branchen, wo es sehr viel komplizierter ist, beispielsweise wenn man Genehmigungen oder Konzessionen braucht.

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