Bedrohen FinTechs die alteingesessenen Finanzinstitute? Aber sicher. Die jungen Wilden konkurrieren mit den Banken und greifen ihr Geschäftsmodell an.
Mittwoch ist Kolumnentag bei WirtschaftsWoche Gründer: Heute ist wieder Julian Heck dran. Er ist Journalist und auf medienjournalistische und digitale Themen spezialisiert und wird künftig die boomende Fintech-Branche beleuchten.
Dass es hier und da auch zu Kooperationen kommt und manche FinTechs digitale Lösungen anbieten, die auf eine Zusammenarbeit angewiesen sind – richtig. Auf der anderen Seite werben Banken um Start-ups aus ihrer Branche, damit endlich der große Schritt ins digitale Zeitalter gelingt und ihr Zug nicht abfährt.
Das Interessante ist aber, dass ein FinTech-Start-up alleine im Grunde genommen nicht mit einer Bank mithalten kann. Noch interessanter ist, dass die jungen Unternehmen das gar nicht wollen. Sie wollen nicht bloß eine moderne Variante der Bank sein, wie es ihnen oft nachgesagt wird. Sie haben es auf etwas anderes abgesehen und zwar auf einzelne Geschäftsbereiche der Sparkassen, Volksbanken und Co.
Die aufstrebenden FinTechs picken sich allesamt nur einen kleinen Aspekt heraus und bauen hierfür eine digitale Lösung, die im Idealfall besser, schneller und günstiger ist – und vor allem digital. Bisher sieht es bei den großen Playern des “alten“ Marktes so aus: Kunden können nicht nur ein Bankkonto anlegen und flexibel mit einer Karte einkaufen gehen, sondern auch auf einen Kredit hoffen, ihr Geld anlegen und alle möglichen Versicherungen abschließen.
Banken sind ein Allrounder. Im Idealfall bedienen sich Kunden am gesamten Angebot und werden somit aus einer Hand bedient. Natürlich ist das nicht immer der Fall, aber trotzdem: Während das für die Kunden bequem ist, weil sie zig Leistungen aus einer Hand erhalten, ist es für die Bank ein finanzieller Volltreffer.
All die Start-ups in der Bankenbranche setzen aber auf ein anderes Modell: Number26 zum Beispiel entwickelt eine digitale Banking-Lösung, Knip etwa preist eine App für die Verwaltung von Versicherungen an, unter anderem Kreditech baut eine Plattform zur schnellen und einfachen Kreditvergabe und beispielsweise Easyfolio macht das gleiche für die Geldanlage.
TRM
Der Trend, sich auf Nischen zu auszurichten und dann dort optimalere Lösungen anzubieten, ist doch nicht nur ein Trend im Finanzbereich. Es ist vielmehr eine Welle zur Spezialisierung ins Laufen geraten, die längst nicht nur den Digitalbereich umfasst, durch die Digitalisierung aber erheblich vorangetrieben wird.
Nur ein Beispiel: Gesundheitswesen!Wo gibt es heute noch Leute, die sich zum Allgemeinchirurg ausbilden lassen? Dieser Titel hat ausgedient und wurde quasi abgeschafft. Ohne Späzialisierung wirst du heute als Arzt keine Karriere mehr machen. Der nächste, der ausstirbt, wird möglicherweise der Allgemeinmediziner sein. Für Patienten grundsätzlich von Vorteil, denn sie werden – im Schnitt – von besseren Ärzten behandelt. Zumindest, wenn sie es sich in Zukunft noch leisten können!
Allerdings muss dieser Trend auch bei der ‘Karriereplanung’ bedacht werden. Dadurch wird zwangsläufig der Wert des Allgemeinen Abiturs/Hochschulreife hinterfragt werden müssen.
Außer für Menschen, die eine Hochschulkarriere anstreben, ist diese Schulform in meinen Augen bereits überholt.