Der Investor schließt seinen zweiten Fonds und will junge Digitalunternehmen hierzulande fördern – und US-Tech-Firmen nach Europa bringen. Bei der Suche hilft den Geldgebern viel Technologie.

„Motherbrain“ soll die wertvollen Start-ups aufspüren: Der in Schweden gegründete Risikokapitalgeber EQT Ventures hat eine eigene Künstliche Intelligenz entwickelt. Die Software mit dem wuchtigen Namen verfolgt die Entwicklungen von mehr als acht Millionen Firmen und 40.000 Investoren – und soll dem eigenen Bewertungsteam wertvolle Hinweise auf unterschätzte Start-ups liefern. Jetzt wird die KI von „Motherbrain“ wieder mehr gefragt sein: Der Risikokapitalarm des schwedischen Private-Equity-Hauses EQT hat nach eigenen Angaben einen zweiten Fonds geschlossen.

In den kommenden Jahren stehen darin nun 660 Millionen Euro bereit. Damit ist der Fonds einer der größten Töpfe, die in jüngerer Vergangenheit gefüllt wurden. Frühphaseninvestoren wie Eventures, Digitalplus Partners oder auch dem halbstaatlichen High-Tech-Gründerfonds stehen etwa jeweils mehr als 300 Millionen Euro zur Verfügung. Lakestar um den deutschen Investor Klaus Hommels soll gerade an einem Fonds mit mehr als 700 Millionen Euro arbeiten.

Fokus auf die ersten Wachstumsphasen

Das frische Geld soll das EQT-Team nun für zwei unterschiedliche Zwecke einsetzen: Im Vordergrund stehen die Beteiligungen an europäischen Start-ups. Dabei hat sich EQT schon in den vergangenen Jahren wenig um einen engen Branchenfokus geschert. Zum Portfolio gehören etwa der Fitnesstechnologie-Anbieter Beat81, die Fernwartungs-Software Anydesk oder das dänische HR-Start-up Peakon.

Stets investierte EQT Ventures jedoch in der ersten Wachstumsphase – der sogenannten Series-A-Finanzierungsrunde, die häufig im einstelligen Millionenbereich verortet ist. Manchmal folgten auch größere Runden, die beispielsweise zur Internationalisierung eines erfolgreichen Produkts nötig sind. Nach Start-ups in dieser Lebensphase sucht die Venture-Capital-Gesellschaft auch mit dem neuen Fonds. „Verglichen mit den USA ringen europäische Start-ups häufig mit dem Kapital, das sie benötigen, um eine kluge Idee in weltweiten Erfolg wachsen zu lassen“, schreibt das EQT-Ventures-Team in einem Blogbeitrag.

Daneben will EQT jedoch auch amerikanischen Digitalunternehmen weiterhelfen. Hier setzt das Team später an – und will dann an Bord kommen, wenn etablierte US-Tech-Unternehmen zum Sprung nach Europa ansetzen. Die europäischen Büros – neben Stockholm auch Berlin, Amsterdam und London – sollen dann beim Markeintritt auf diesem Kontinent nützlich sein.