Florian Schmitt wollte das Geheimnis hinter erfolgreichen Gründungen entdecken. Heraus kam der Dokumentarfilm Starting Up USA.

Fünf Männer, ein Camper, 5000 Kilometer, vier Wochen – eine Reise von San Francisco über Los Angeles, Las Vegas und Oklahoma bis nach New York. Die Mission: Die Erfolgsformel hinter einer erfolgreichen Gründung zu entdecken.

Mit Unterstützung der Haufe Group und deren Accelerator lexRocket reiste Florian Schmitt, Vice-President Start-up-Relations bei der Haufe Group und selbst Gründer eines Unternehmens für Protein-Snacks, zusammen mit dem Wirtschaftsjournalisten Manuel Koch, ehemaliger New Yorker Börsenkorrespondent von N24, dem Hamburger Start-up-Gründer Malte Steiert von Foodguide und den beiden Dokumentarfilmen Marius Hoch-Geugelin und Robin Teuffeldurch die USA und traf dabei Gründer millionenschwerer deutscher Start-ups wie Celonis und Shore sowie Vertreter von Dropbox, Hyperloop One, Salesforce und Kickstarter. Er begegnete führenden Köpfe der New Yorker Börse, sprach mit Mitarbeitern des  deutschen Generalkonsulats sowie Business Angels und Investoren wie Carsten Maschmeyer.

Im Interview verrät Florian Schmitt wer ihn auf der Reise am meisten beeindruckt hat und ob er der Formel für eine erfolgreiche Gründung ein Stück näher gekommen ist.

Herr Schmitt, wie entstand die Idee zu Ihrem Dokumentarfilm ´Starting Up USA – Von der Garage zum Unicorn in 5000km´ ?
Die Ausgangsfrage war, warum es den Anschein hat, dass es in den USA möglich ist, mit drei Leuten, drei Laptops und einer Garage ein Millionengeschäft aufzuziehen. Wir wollten wissen: Was machen die Amerikaner anders? Was machen sie vielleicht sogar besser als deutsche Gründer? Unser Film soll die Entwicklung eines amerikanischen Start-ups verfolgen, alle Schritte von der innovativen Grundidee bis zum erfolgreichen Unternehmen nachzeichnen, und so anderen Unternehmern bei ihrer Gründung helfen.

Sie sind zu fünft innerhalb von vier Wochen 5000 Kilometer durch Amerika gereist, vom Silicon Valley nach New York und haben jede Menge Gründergrößen getroffen. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?
Aditya Agarwal, der CTO von Dropbox. Er war einer der ersten zehn Mitarbeiter bei Facebook und hat ganz offen über die Zusammenarbeit mit Marc Zuckerberg erzählt. Rein finanziell gesehen müsste er nicht mehr arbeiten, aber er macht es – aus Begeisterung für das, was er tut. Eine andere interessante Begegnung war die mit dem deutschen Investor Carsten Maschmeyer in seiner Villa in Beverly Hills. Wir haben unerwartet einen Anruf erhalten, dass wir ihn in zehn Minuten sehen können. Da saßen wir gerade mit einem Eis in der Sonne in einem Park in der Nähe und sind dann sofort zu ihm gefahrenen und haben uns zwei Stunden unterhalten.

War es generell schwierig Termine mit Gründergrößen und bekannten Investoren zu bekommen?
Das ging überraschend einfach. Viele Interviewpartner kannten wir über mehrere Ecken, schließlich sind wir alle fünf selbst Gründer. Alle haben sich viel Zeit für uns genommen, nur bei zwei Treffen waren überhaupt PR-Leute anwesend und bei keiner einzigen unserer Fragen hieß es ´die beantworten wir nicht´. Nur die Begegnung mit den Gründern von Tinder hat nicht geklappt.

Einige Kontakte sind auch erst vor Ort entstanden, wenn sich jemand spontan dazu entschlossen hatte uns zu treffen, so wie Carsten Maschmeyer. Das bedeutete aber auch, dass wir sehr schnell agieren mussten. Manchmal waren wir schon wieder im Camper unterwegs und mussten plötzlich zurück in die Stadt, aus der wir gerade kamen, das ging natürlich nur, indem wir zwischendurch auch mal das Flugzeug benutzt haben. Das war schon anstrengend. Nachdem wir zurück in Deutschland waren, bin ich erst einmal für zehn Tage nach Südafrika in Urlaub geflogen und habe in dieser Zeit mein Handy nicht angemacht.

Konnten Sie am Ende Ihre Ausgangsfrage beantworten? Was machen die Amerikaner in Sachen Gründung anders als die Deutschen?
Amerikaner gehen an eine Gründung ganz anders heran als Deutsche. Zunächst einmal gehen sie mit ihrer Idee total offen um, sprechen viel darüber und leiden anders als viele Gründer hierzulande nicht an der irrationalen Angst, dass Ihnen jemand das Konzept wegschnappen könnte.

Sind die Deutschen also schlechtere Gründer als die Amerikaner?
Dass würde ich so nicht sagen, schließlich gibt es auch viele deutsche Start-ups, die sich zu Millionenunternehmen gemausert haben und sogar den Sprung in die USA geschafft haben, wie Celonis und Jodel, die in unserem Film auch auftauchen. Aber die Kultur ist definitiv eine ganz andere. In Deutschland herrscht gegenüber Gründern zum Beispiel eine viel größerer Skepsis: „Bist du sicher, dass das klappt?“ ist ein häufig gehörter Satz. In Amerika ist man aufgeschlossener und wenn es dann tatsächlich schief geht, ist das auch kein Drama. Scheitern ist dort ganz normal, Angst vor dem Risiko kennen die Gründer dort nicht. In Deutschland hat man nach so einem Fehlversuch direkt einen Stempel. Von der amerikanischen Denkweise können wir uns wirklich etwas abschauen.

Was ist Ihre Erkenntnis nach der vierwöchigen Reise und dem Einblick in die amerikanische Gründerseele? 
„It´s better to say I’m sorry than to ask for permission“ – dieser Spruch hat sich bei mir eingebrannt. Gebt Gas und macht euer Ding, scheitern ist ok – und im besten Fall klappt es.