Mit einem Online-Magazin über 3D-Druck lockt das Start-up viele Leser an – ein angeschlosser Preisvergleich sorgt für wachsende Umsätze. Investoren stützen das Münchener Team mit globalem Anspruch.
Was bietet das neue 3D-Drucker-Modell? Wie können Bastler eine Modelleisenbahn selbst additiv fertigen? Welches Zubehör für den Hobbykeller ist sein Geld wert? Mit Artikeln und Testberichten zieht das Portal All3DP nach eigenen Angaben jeden Monat 2,4 Millionen Leser aus aller Welt an. Sie alle informieren sich – ob aus privatem oder beruflichem Interesse – über Themen rund um den 3D-Druck. Das Start-up dahinter sitzt in München. Und hatte vor sechs Jahren mit Beiträgen auf Englisch losgelegt. „Da gab es viele Zweifler, ob man aus Deutschland heraus ein englischsprachiges Angebot aufbauen kann“, erinnert sich Mitgründer Mathias Plica. Heute lesen etwa 30 Prozent der Nutzer die Seite auch auf Deutsch, Spanisch, Portugiesisch oder Französisch.
Online-Werbung und die Provisionen für empfohlenen oder erwähnte Produkte bilden die eine Ertragssäule des Start-ups. Immer wichtiger wird jedoch die angeschlossene Plattform Craftcloud, auf die online immer wieder verwiesen wird: Wer als Privatnutzer oder Firmenkunde 3D-Teile in professioneller Qualität bestellen will, kann seine Konstruktionsdateien hochladen und findet einen Preisvergleich unter verschiedenen Druckdienstleister. Für jeden abgeschlossenen Auftrag erhält All3DP eine Provision knapp über zehn Prozent von den Unternehmen, die die Bauteile dann tatsächlich herstellen. „Online-Content-Angebote entwickeln sich linear“, rechnet Plica vor, „Marktplätze haben dagegen die Möglichkeit, exponentiell zu wachsen.“
Schnell hin zu simplen 3D-Teilen
So will das Start-up mit aktuell 30 Mitarbeitern davon profitieren, dass die Neugier auf und der Bedarf nach additiv gefertigten Bauteilen stetig steigt. Gegenüber den Druckdienstleistern werben die Münchener damit, eine große Anzahl an interessierten Kunden aus dem Magazin in den Preisvergleich bewegen zu können. Dabei setzt All3DP bewusst auf vergleichsweise simple Aufträge, die automatisiert abgewickelt werden können. „Da wo eine komplexe Beratung erfolgen muss, da sind wir draußen“, sagt Plica, der das Unternehmen gemeinsam mit Stefan Schwarz-Ulrich und Anatol Locker gegründet hat.
Mit diesem Modell unterscheidet sich das 3D-Druck-Portal von anderen Start-ups, die zwischen Unternehmen und Fertigungsspezialisten vermitteln. Plattformen wie Kreatize, Rapidobject oder auch Xometry fokussieren vor allem auf Firmenkunden, die spezielle Bauteile aus dem 3D-Drucker benötigen. Einige dieser Anbieter werben jedoch auch auf All3DP und machen Nutzer so neugierig auf ihr Angebot.
Zwei Millionen auf dem Weg in die Welt
Über die Jahre ist All3DP mit dem Trend mitgewachsen. Sorgen, dass sich große Anbieter wie Google oder Amazon in das Geschäft mit den Bauteilen einschalten, hat Plica nicht. „Wir sind im Augenblick in einer angenehmen, aber globalen Nische“, sagt der Co-Gründer, „und gleichzeitig in einem Markt unterwgs, der zum Glück nicht so trivial ist.“ Um den Vorsprung zu halten, hat das Start-up nun frisch eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Mehr als zwei Millionen Euro stellen Bestandsinvestoren dabei bereit.
Dazu zählen der halbstaatliche Frühphasenfinanzierer High-Tech Gründerfonds, die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton sowie Bayern Kapital, eine Tochter der bayrischen Förderbank. „Das Unternehmen hat bewiesen, dass sein skalierbares Geschäftsmodell auch im internationalen Wettbewerb funktioniert“, sagt Bayern-Kapital-Geschäftsführer Georg Ried.
Die aktuelle Finanzierung soll für All3DP daher auch nur ein Zwischenschritt sein. Im kommenden Jahr will das Start-up bereits erneut Geld einsammeln – gerne dann auch unter der Beteiligung von internationalen Investoren. „Die Rolle von 3D-Druck bei der Herstellung von physischen Gütern gewinnt immer mehr an Bedeutung“, sagt Plica, „damit öffnet sich der Zugang zu einem Marktvolumen von über zwölf Billionen Euro.“