Das Start-up will Autohändlern dabei helfen, für gebrauchte Fahrzeuge möglichst gute Preise auf Plattformen zu erzielen. Ein bestens vernetzter Investor steigt jetzt bei den Münchenern ein.
Der Platz wird knapp: 38 Prozent aller Gebrauchtwagen standen im Juni länger als 90 Tage auf dem Hof eines Autohändlers. Damit hat sich dieser Wert seit dem Winter um fast zehn Prozent erhöht, meldet die Deutsche Automobil Treuhand (DAT). In der Corona-Krise stellten viele Privatpersonen Käufe zurück, zudem war das Ummelden von Fahrzeugen kaum möglich. Ein weiteres großes Problem für eine Branche, die ohnehin mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat: Die Autohäuser sind darauf angewiesen, möglichst gute Preise mit dem Verkauf von alten Fahrzeugen oder Leasing-Rückläufern zu bezahlen.
Das Start-up 2trde (ausgesprochen Two trade) setzt auf eine Software, um den Händlern zu helfen. Das Programm des 2017 von Johannes Stoffel und Marcus Lankenau gegründeten Unternehmens erleichtert es gewerblichen Fahrzeugverkäufern, die Daten eines neu eingelieferten Autos zu erfassen und aufzubereiten. Gleichzeitig sorgt die Software dafür, dass das Fahrzeug gleich auf mehreren Auktionsplattformen gelistet wird. „Das Zusammenschalten mehrerer Plattformen hilft den Händlern, die Standtage zu reduzieren und die Restwerte zu erhöhen“, sagt Stoffel.
Bei jedem Verkauf fließt Geld von Händler und Plattform
Nach eigenen Angaben nutzen bereits 380 Kunden das Programm. Darunter sind Automobilhersteller selbst. Daneben aber vor allem Autohausketten, wie die Koch-Gruppe mit Standorten rund um Berlin oder die Auto-Senger-Gruppe mit über 50 Häusern, überwiegend im Norden und Westen von Deutschland. 2trde erhält pro eingestellten und verkauften Fahrzeug einen niedrigen zweistelligen Betrag vom Verkäufer. Zudem fließt eine Summe in ähnlicher Höhe vom Auktionsportal. Manche Plattformen spezialisieren sich auf jüngere Fahrzeuge, andere auf preisgünstige Autos für ausländische Märkte. „Die bedienen sehr unterschiedliche Zielgruppen“, berichtet Stoffel, „und können durch uns ihre Stückzahl erhöhen“.
Etwa 2000 Fahrzeuge werden nach Angaben von 2trde bereits pro Monat mithilfe der Software verkauft. In Zukunft soll diese Zahl deutlich steigen. Dafür verstärkt sich das aktuell 14-köpfige Team im Moment, vor allem der Vertrieb steht dabei im Fokus. Das Geld für diesen Wachstumsschritt kommt aus einer gerade abgeschlossenen Finanzierungsrunde über 2,5 Millionen Euro. Bei der ist ein in der Branche bestens vernetzter Investor mit eingestiegen: Maniv Mobility mit Hauptsitz in Tel Aviv beteiligt sich ausschließlich an Start-ups aus dem Automotive-Bereich.
Auto-Investor gibt bei 2trde Gas
Das Geld für den zweiten Fonds mit 100 Millionen Dollar, der im vergangenen Jahr geschlossen wurde, stammt unter anderem von den Risikokapital-Töchtern von Renault-Nissan-Mitsubishi, BMW oder Hyundai Auch der Zulieferer Valeo sowie die Deutsche Bahn haben sich an Maniv beteiligt. Mit der Investition in 2trde beteiligt sich der Fonds zum ersten Mal an einem deutschen Start-up. Die Produktpalette spiele „eine entscheidende Rolle bei der Digitalisierung des B2B-Gebrauchtwagenmarktes, vom größten Flottenmanager bis zum kleinsten unabhängigen Händler“, sagt Maniv-Manager Nate Jaret.
Umgekehrt hofft das Münchener Start-up, dass der prominente Geldgeber mit mehr als nur Kapital beim Wachstum hilft. „Die kennen die Führungsebenen bei allen wichtigen Marktteilnehmer und können uns da sehr gut in Gesprächen platzieren“, sagt 2trde-Gründer Stoffel. Neben Maniv beteiligen sich in der aktuellen Runde auch Bestandsinvestor Axel Springer Plug and Play sowie private Investoren, darunter der ehemalige Mazda-Deutschlandchef Michael Bergmann oder Unternehmensberater Michael Viertler.
Das Frankfurter Start-up Gebrauchtwagenheld mit seiner Software Autengo wirbt ebenfalls um Autohändler als Kunden. Digitale Konkurrenz gibt es aber vor allem im direkten Vermittlungsgeschäft von Gebrauchtwagen. Mit Auto1 kommt ein Marktführer bei dem Zusammenschalten von Verkäufer und Händler aus Berlin. In der Hauptstadt sitzt auch die Frontier Car Group, die Gebrauchtwagenportale in Schwellenländern betreibt. Das Portal Abracar, hinter dem der Versicherungskonzern Allianz stand, hat hingegen vor wenigen Wochen den Betrieb eingestellt.