Im Elevator Pitch der WiWo wollen die Gründer von Candidate Select, Jan Bergerhoff, Philipp Seegers und Max Hoyer, überzeugen. Ihr Start-up hilft Unternehmen bei der Bewertung von Uni-Abschlüssen.
Eine halbe Minute mit Oliver Samwer im Fahrstuhl: Wie lautet euer Elevator Pitch?
Jedes Jahr machen 500.000 Studenten in Deutschland ihren Abschluss. Doch mit deren Zeugnis kann ein Arbeitgeber wenig anfangen. Mit einer 2,0 in Elektrotechnik an der TU München gehört man zu den besten zehn Prozent, an anderen Unis zum Mittelmaß. Unsere Plattform macht die Noten vergleichbar: Sie berücksichtigt, wie an einer bestimmten Uni in einem bestimmten Fach benotet wird. Zudem erheben wir den durchschnittlichen Intelligenzquotienten an einer Hochschule und beziehen ihn mit ein.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Für unsere Promotion in Volkswirtschaft haben wir Noten- und IQ-Daten analysiert.
Wann ist euch das letzte Mal das Geld ausgegangen – und wie habt ihr überlebt?
Wir hatten anfangs ein Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums. Das lief aber aus, ehe wir nennenswerte Umsätze hatten. Fünf Monate mussten wir auf unser Gehalt verzichten. Dann kam ein Investor an Bord.
Werdet ihr jemals Geld verdienen?
Operativ machen wir Gewinn. Unternehmen bezahlen dafür, dass sie die Noten ihrer Bewerber von unserer Plattform bewerten lassen können.
Eure Kultur ist:
a) perfektionistisch wie bei Apple
b) nerdig wie bei Google
c) gnadenlos wie bei Uber
d) …ausdauernd, neugierig wie bei Doktoranden.
Wie sieht es mit Vielfalt in eurem Unternehmen aus?
Wir sind international, haben aber leider wenig weibliche Bewerber. Das wollen wir ändern.
Was war euer größter Rückschlag?
Es zieht sich typischerweise sechs Monate hin, ehe ein Kunde einen Vertrag unterschreibt. Das ist eine lange Zeit für ein Start-up.
Wo steht ihr in fünf Jahren?
Dann sind wir der weltweite Standard zum Vergleich von Hochschulabschlüssen.
Fakten zum Start-up
Zahl der Kunden: Zwölf, darunter Airbus und DHL. Firma expandiert gerade nach Großbritannien,
demnächst in die Niederlande, nach Spanien, Portugal und Italien.
Gründung: Februar 2016
Mitarbeiter: Fünf
Finanzierung: Stipendium, Investor
Chris
Meiner Meinung nach total kontraproduktiv für unsere Gesellschaft. Noten aus der Ausbildungszeit sagen nichts über die Fähigkeiten unserer Studenten aus. Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass diejenigen mit durchschnittlichen Noten Kreativer sind und mehr zwischenmenschliche Intelligenz besitzen. Meine Erfahrung, ich arbeite seit 5 Jahren in HR.
Candidate Select
@Chris: Vielen Dank für Deinen Kommentar. Mit diesem Gedanken haben wir uns natürlich auch intensiv auseinandergesetzt und teilen Deinen Gedanken, dass eine einzelne Note heute nichts mehr aussagt. Das liegt aber eben an der fehlenden Vergleichbarkeit. Die Abschlussnote spiegelt die stetige Bewertung der Studierenden über mehrere Jahre hinweg wieder. Studierende, die hohen Aufwand für gute Noten betreiben und viel Zeit und Arbeit in Klausuren investieren, erhalten eine Abschlussnote, die wegen unterschiedlicher Standards in der Notengebung die erbrachte Leistung nicht richtig widerspiegelt. Das ist schade und für Studierende ein Verlust. Mit dem CASE-Score sorgen wir dafür, dass die Noten wieder fair verglichen werden können.
Johannes
Ich habe den Artikel gerade in der WiWo gelesen und finde die Idee super! Machen wir uns nichts vor – viele Unternehmen, wenn auch nicht alle, achten eben auf die Note und sortieren anhand dieser ihre Bewerber aus. Wenn man die Note als Kriterium wählt, dann doch auch unter den Gesichtspunkten, an welcher Uni man studiert hat. In München ist BWL halt schwieriger als in Düsseldorf.